Politiker wollen mehr Zensur für YouTube:
Kinderschutz auf Plattform noch mangelhaft

In Großbritannien fordern Politiker mehr Kontrolle bei Inhalten auf Videoplattformen. Parlamentsabgeordnete haben insbesondere YouTube dafür kritisiert, dass der Content auf der Webseite nicht ausreichend überprüft werde. Wie BBC berichtet, schlägt das Culture, Media & Sport Select Committee nun die Einrichtung einer neuen Industriebehörde vor, um Kinder besser vor schädlichen Inhalten zu schützen.

Nach Meinung der britischen Parlamentarier sollte es zudem zur üblichen Praxis der Webseitenbetreiber zählen, nutzergenerierte Inhalte vorbeugend zu kontrollieren. "Äußere Kontrollen, etwa durch Regierungsbeauftragte unabhängiger Einrichtungen, sind sicher sinnvoll. Voraussetzung ist aber ein gesamtgesellschaftlicher Konsens über das, wovor Kinder zu schützen sind", meint Medienpädagogin Ingrid Geretschlaeger gegenüber pressetext. Außerdem seien natürlich die technischen Möglichkeiten, Zugangsbeschränkungen zu exekutieren, erforderlich.

Umgang der Provider zu locker
"Was die Betreiber angeht, kann man eine Überwachung hinsichtlich strafrechtlich relevanter Inahlte fordern", so Geretschlaeger weiter. Eine Eignungskennzeichnung für Kinder aber sei von Anbietern nicht zu verlangen. YouTube verwies entgegen der Politikerforderungen auf seine ohnehin strengen Richtlinien und ein Meldesystem, über das die Nutzer auf bedenkliche Inhalte aufmerksam machen können. Laut des aktuellen Berichts, den das britische Komitee zu dem Thema vorgelegt hat, haben viele Plattformen allerdings einen sehr "lockeren" Zugang dazu, was das Entfernen illegaler Inhalte betrifft. "Aufgrund der Fülle der Inhalte auf Videoportalen stellen diese eine besondere Herausforderung für den Jugendschutz dar", sagt Thomas Günter, Justiziar der Jugendschutzeinrichtung Jugendschutz.net.

Aus dem britischen Bericht geht auch hervor, dass es in der Regel 24 Stunden dauert, bis Fotos von Webseiten entfernt werden, die in irgendeiner Weise Kindesmissbrauch darstellen - laut Komitee eine "schockierende" Erkenntnis. YouTube-Betreiber Google sagt allerdings, dass die Videoplattform für Kinder sicher sei. Die grundsätzliche Verantwortung sehen die Experten auf mehreren Seiten. "Hauptverantwortliche sind immer die Eltern. Sie müssen sich über das Angebot, zu dem sie ihrem Kind den Zugang ermöglichen, informieren", meint Geretschlaeger. Der Anbieter solle aber zumindest darauf hinweisen, wenn die Inhalte auch Material umfassen, das für junge Menschen ungeeignet sein könnten. Günter sieht die Verantwortung zuerst bei jenen, die bedenklichen Content überhaupt hochladen. "Die Betreiber haben aus unserer Sicht, ähnlich wie Host-Provider, eine mittelbare Verantwortlichkeit für die Inhalte."

Löschen bedenklicher Inhalte im Nachhinein zu wenig
Die Politiker räumen zwar ein, dass es sicherlich unmöglich sei, jedes einzelne Video anzuschauen, zeigen sich mit der Lösung, Inhalte erst zu entfernen, wenn diese gemeldet werden, dennoch nicht zufrieden. Die Selbstregulierung sei bisher nicht ausreichend. Es mangle an Transparenz und Konsequenz. Gesetzliche Regelungen im Medienbereich seien als Rahmen und als Sicherheit für das förderliche Aufwachsen der Kinder durchaus sinnvoll. "Dafür muss aber wie gesagt ein gesellschaftlicher Grundkonsens bestehen, damit einerseits Gesetze umgesetzt und auch beachtet und eingehalten werden können", so die Medienpädagogin. Bewusstseinsbildung für die Notwendigkeit von Einschränkungen und Begleitmaßnahmen in einer freien Mediengesellschaft seien das Um und Auf. Nur so werde ein positives Klima geschaffen, denn es gehe nicht um die Ablehnung von Medien, sondern darum, sinnvolle Angebote zu finden und zu nutzen. (pte/red)