Platzt die nächste Internet-Seifenblase?
Neue Web-Firmen laut Experte überbewertet

Internet-Unternehmen mit lustigen Namen, geringen Umsätzen und wenig Kunden lassen sich wieder zu hohen Preisen verkaufen, schreibt die New York Times. Es scheint so, als hätten die Investoren die Auswirkungen der geplatzten Dot-Com-Träume vom Anfang des Jahrtausends schon vergessen. "Was wir jetzt sehen, ist durchaus vergleichbar mit der Situation der Jahre 2000 und 2001", warnt Erste-Bank-Analyst Hans Engel.

Die Kaufwut der Investoren ist für den Analysten ein "Mitlaufen im Trend". Die Bewertungen würden auf ökonomischer Basis oft jeder Rationalität entbehren, so Engel.

Cash 2.0?
Die Social-Networking-Plattform Facebook etwa, an der mittlerweile auch Softwareriese Microsoft Interesse zeigt, wird von Investoren mit 15 Mrd. Dollar bewertet. Das ist die Hälfte des Wertes, den Yahoo in die Waagschale wirft - bei einer um 38 Mal höheren Mitarbeiterzahl und einem um 32 Mal höheren Umsatz. Ähnlich schwer zu erklären ist die Bewertung von Google, dessen Aktie in der vergangenen Woche die Marke von 600 Dollar überschritten hat. Damit ist der Internet-Gigant mehr wert als IBM. Dabei fährt der Technologiekonzern einen acht Mal so hohen Umsatz ein.

Kunden statt Umsatz und Profitabilität
"Die Investoren beteiligen sich eher am Aktienkurs als am Unternehmen", sagt Analyst Engel. Die Investition in ein Wachstumsunternehmen beinhaltet natürlich eine gute Portion Risiko, da der Investor darauf setzt, dass das Unternehmen wächst. "Derzeit kaufen Google und Co aber um jeden Preis Umsätze hinzu", so Engel. US-amerikanische Branchenbeobachter beschreiben das aktuelle Szenario je nach Einstellung als Rückkehr zum Wahnsinn oder als rationale Vorgehensweise angesichts der grenzenlosen Möglichkeiten, die das Internet bietet. Die Branche sei zu den Fehlern der Jahrtausendwende zurückgekehrt, meint Piper-Jaffray-Analyst Aaron Kessler in der NYT. "Die Internet-Unternehmen kaufen Kunden statt Umsätze und Profitabilität."

Korrekturen nicht zu vermeiden
eBay musste allerdings den ersten herben Rückschlag hinnehmen und sich eingestehen, dass es für den populären VoIP-Anbieter Skype bei der Übernahme im Jahr 2005 deutlich zu viel auf den Tisch gelegt hat. Auch die Rentabilität bei Google könnte angesichts der Zukäufe leiden. "Schon in den kommenden zwei oder drei Quartalen wird es zu Korrekturen kommen", zeigt sich Engel überzeugt. Dann werde eine Massenflucht der Investoren aus dem Segment einsetzen. (pte/red)