Österreichs Top-Firmen sind Nachzügler im Internet

Kein besonders gutes Web-Zeugnis für heimische Top-Firmen: "Österreichs Top500-Unternehmen haben die Bedeutung des Internet erkannt, doch die wenigsten haben mit ihrem Web-Auftritt dementsprechend reagiert", deutete Ulf Deecke von diamond:dogs die zusammen mit Roland Berger Strategy Consultants durchgeführte webcheck.2002-Studie, die soeben vorgestellt wurde.

Ergebnisse einer Firmenbefragung wurden zusammen mit einer Bewertung der Onlinepräsenz herangezogen, um Anhaltspunkte für die Web-Fitness der heimischen Unternehmen zu erhalten. Quer durch die Bank ließe sich ein Trend zur Mittelmäßigkeit bei weniger Ausreißern nach oben und unten erkennen, so der Experte.

Viele Mängel
Obwohl mittlerweile so gut wie alle Imagepflege im Netz betrieben, bestünden deutliche Mängel in puncto Informationsgehalt, Interaktivität und Aktualität der Inhalte. Mit einer Durchschnittsbewertung von 3,15 aus 6 möglichen Punkten enttäusche das Ergebnis, da es - trotz technischer Verbesserungen und neuer Möglichkeiten - nicht besser ausgefallen sei als vor zwei Jahren. Nur gut die Hälfte der Homepages werde mindestens wöchentlich aktualisiert, ein Viertel hingegen nur einmal im Quartal oder seltener. Auch E-Mail-Anfragen würden teilweise viel zu langsam und mangelhaft oder - in der Hälfte der Fälle - gar nicht beantwortet.

Wenig Online-Investitionen
"Auch was das Online-Investitionsvolumen betrifft, liegen österreichische Unternehmen mit rund 100.000 Euro pro Jahr deutlich hinter den deutschen Nachbarn", so Deecke. Sehr oft liege die Verantwortung nicht in einer eigenen Abteilung, sondern beim Marketing oder bei der Kommunikation. Damit lägen ungenutzte Potentiale brach, die mehr als zwei Drittel der befragten Betriebe auch selbst erkennen würden: Verbesserte Kundenbeziehungen, Beschleunigung von Geschäftsprozessen und direkte Kommunikation. Immerhin die Hälfte wolle im Internet sogar Neukunden gewinnen und zusätzliche Märkte erobern.

Nur wenig E-Commerce
Nur ein Drittel der Firmen betreibe E-Commerce - selbst wenn man den Begriff E-Commerce äußerst breit fasse, betonte Deecke. Im Stufenmodell betrachtet würden sich 94 Prozent auf der untersten Stufe der Image-Präsentation bewegen, je 38 Prozent seien mit Content-Angeboten beziehungsweise Commerce-Lösungen vertreten und ein Drittel besitze sogar eine eigene Community.

Ausnahmen bestätigen die Regel
Eine Ausnahme ist zum Beispiel die oberösterreichische Linz AG, die seit Anfang 2000 online ist. Gründe für die umfassende Lösung sieht deren Medien-Leiterin, Bettina Krypta, vor allem im breiten Kundenspektrum, in der besseren Betreuung und der Prozessoptimierung. Klaus Gugglberger von der Investkredit Bank für Unternehmen stellte seine Expertenplattform für Kunden, Investoren und Journalisten vor, die ganz speziell auf personalisierte Bedürfnisse zugeschnitten und frei von unnötiger Information sei. Der Technologie-Berater der Post, Max Schaffer, sah die Erhöhung der Kundenzufriedenheit, die Wissensvermittlung über das Unternehmen und die Eroberung neuer Zielgruppen als Hauptaufgaben.

Wolfram Krendlesberger von Roland Berger fasste die Erkenntnisse zusammen. "Ohne klaren Fokus, eine Orientierung der Technik an Konzept und Inhalt, gute Redakteure und klare Verantwortung kann keine optimale Lösung entstehen. Firmen-Portale sind Chefsache!", schloss Krendlesberger.

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