Neues Geschäftsmodell im Web: Musik wird jetzt gemietet, nicht mehr gekauft!

Wollen sie Musik kaufen oder leihen? Die Antwort auf diese Frage wird darüber entscheiden, in welche Richtung sich der Musikabsatz im Internet in nächster Zeit entwickelt. Bei den Mietangeboten kann der Kunde aus einer nahezu unbegrenzten Zahl von Songs wählen und sie gegen eine monatliche Gebühr so oft hören wie er will. Bisher konnten sich aber die Anbieter nicht gegen Geschäftsmodelle wie den iTunes Music Store von Apple und dessen populäres Abspielgerät, den iPod, durchsetzen.

Ändern könnte sich das jetzt mit dem Ende 2004 freigegebenen neuen Kopierschutzsystem von Microsoft. Damit können auch "geliehene" Lieder vom PC auf andere, etwa mobile Geräte übertragen werden. Der Schutz besteht darin, dass mit den Liedern eine Art Zeitschaltuhr auf das Abspielgerät übertragen wird. Wird das Gerät an den PC angeschlossen, startet sofort ein Abgleich, ob die Mietzeit noch besteht. Ist sie abgelaufen, kann man den Song nicht mehr hören.

Herausforderung für den iPod
"Das ist möglicherweise die erste ernsthafte Herausforderung für den iPod", sagt Phil Leigh, Präsident von Inside Digital Media in Tampa, Florida. Die neuen Abspielgeräte treffen nach Ansicht der Experten den iPod dort, wo er verwundbar ist: bei der Übertragbarkeit. Denn wenn die Kunden ihre Musik auf verschiedene Geräte übertragen können, wäre das ein Argument für die Miet-Musik. Musik, die man über Apples iTunes Music Store kauft, lässt sich auf fünf Rechner "gleichzeitig" abspielen bzw. übertragen.

Napster To Go
Firmen wie RealNetworks, MusicNow und MusicNet wollen noch 2005 mit derartigen Angeboten starten. Napster und F.Y.E. bieten dies schon in Verbindung mit dem Windows Media Player an. In neuer Form bietet Napster die übertragbaren Musikstücke jetzt als Napster To Go an. Das Angebot ist mit 14,95 Dollar im Monat fünf Dollar teurer als das Napster-Standardangebot.

Koexistenz kommt
Allerdings wird es die Werbefachleute wohl noch einige Mühe kosten, die Verbraucher davon zu überzeugen, dass sie ihre Lieblingsstücke wie ihren Kabelanschluss oder ihre Stromrechnung monatlich bezahlen, statt sich wie bisher CDs oder Musik online zu kaufen. Auch die Marktbeobachter von Jupiter Research sehen hier noch Bedarf an Überzeugungsarbeit. Es werde wohl auf eine Koexistenz hinauslaufen, wie sie jetzt schon in vielen Bereichen üblich sei, erklärt Michael Gartenberg, Forschungsdirektor von Jupiter. (apa)