Musikkampf 2003: Bezahl-Dienste gegen Gratisbörsen

Musik aus dem Web: 2003 wird das Jahr der großen Entscheidung. Der Kampf lautet: Bezahl-Dienste gegen Gratisbörsen, Musikindustrie gegen unabhängige Anbieter. E-MEDIA wirft einen Blick voraus: Alles über das brutale Match.

Das Jahr 2002 - es kennt einen eindeutigen Sieger: KaZaA. Die Gratis-Tauschbörse im Internet hat eine Raketenentwicklung hinter sich, die selbst Napster, den Gottseibeiuns der Plattenindustrie, alt aussehen lässt: Laut einer Studie der Marktforscher Nielsen/Netratings stieg die Nutzung von KaZaA heuer um 324 Prozent! Und allein in der ersten Dezemberwoche saugten KaZaA-User über 3,1 Millionen Files aus dem Netz. Die große Frage ist nun: Was passiert 2003? Geht den Gratis-Börsen endgültig der Saft aus? Oder verdursten eher die Bezahldienste der Plattenindustrie?

Es geht um die Wurst.
2003 wird das Jahr der Entscheidung. Vor allem für die Musikfirmen ist es die letzte Chance, doch noch via Internet an Cash zu kommen. Experten sind sich sicher: Schaffen es die Konzerne auch 2003 nicht, ist das Match ums Internet endgültig verloren. Deshalb wird ab sofort aufgerüstet. Und ein Zangenangriff auf die Gratis-Börsen gestartet. KaZaA & Co werden weiter mit Klagenzugedeckt (im vollen Bewusstsein, dass auf eine geschlossene Tauschbörse in derselben Sekunde 10neue Gratis-Dienste kommen). Parallel dazu werden die Bezahl-Portale massiv erweitert.

Offensive
E-MEDIA zeigt Ihnen, mit welchen kostenpflichtigen Musikangeboten jetzt Geld verdient werden soll:

  • Hotvision.de: Brandneu im Web. Media Markt bietet 40.000 Musiktitel zum Download an. Viele Songs lassen sich auch auf CD brennen. Preis pro Song: ab 79 Cent. Derzeit nur für Deutschland. Später im Jahr sollen dann auch Österreicher downloaden können.
  • Top40.Aon.at: Die Telekom Austria will noch im 2. Quartal 2003 eine Austro-Musikbörse starten (nach dem Muster von hotvision). Für den Beginn sind 40.000 Musiktitel geplant. Kosten: 99 Cent pro Lied oder rund 9,90 Euro im Monatsabo inkl. 13 Songs zum Brennen.
  • Tiscali.de: Der internationale Provider einer der ersten mit einer Musikbörse im Netz. In seinem Music Club bietet Tiscali ab sofort 100.000 Song-Files an. Für 6,99 Euro kann man monatlich 50 Lieder downloaden oder maximal fünf Songs brennen. Gut: Auch für Österreicher gilt’s.
  • Pressplay.com: Plan: Die US-Bezahl-Börse (geht nicht in Österreich) will künftig Musikpakete auf neue PCs vorinstallieren lassen. Der Käufer erhält einen Computer mit bis zu 2.000 Songs auf der Festplatte. Nach drei Monaten muss er entweder Pressplay abonnieren, oder die Files gehen verloren.

Die Gratisbörsen schlagen sich vorerst vor allem mit Gerichtsterminen herum:

  • Madster.com: Die Tauschbörse (früher unter dem Namen Aimster bekannt) muss nach einer Klage der Plattenindustrie ihre Server abdrehen.
  • KaZaA.com: Auch gegen Sauger-King KaZaA strebt die Musikindustrie einen neuen Prozess an. Entscheidung: 2003. Und sollte es KaZaA an den Kragen gehen, wollen die Betreiber aus der Tauschbörse einen Bezahl-Musikdienst machen.