Mit Netzdiagrammen gegen die Informationsflut im Web
Ein Surfer-Leben ohne Suchmaschinen ist nicht vorstellbar. Doch so großartig die virtuellen Spürhunde auch sind, sie haben eine Schwäche: Oft liefern sie einfach zu viele Informationen, insbesondere, wenn die Suchbegriffe zu weit gefasst sind. Und die meisten Seiten, die als Ergebnis ausgeworfen werden, sind oft gar nicht von Interesse. Findige Software-Entwickler wollen nun Ordnung ins Chaos bringen und Google und Co. den Rang in der Gunst der Internet-Nutzer ablaufen.
Das Prinzip ist einfach und naheliegend: Die Suchergebnisse werden bereits vor dem Anzeigen analysiert und automatisch in Kategorien sortiert. Anders als bei den herkömmlichen Listen, denen meist die innere Ordnung fehlt, nimmt die Software dem Suchenden also das Strukturieren der Fundstellen ab.
Dieses Prinzip steckt beispielsweise hinter der Meta-Suchmaschine Vivisimo. "Wir beleben den sonst nervtötenden Prozess der Informationssuche", sagt Vivisimo-Mitgründer Raul Valdes-Perez. Das Unternehmen aus Pittsburgh verkauft seine Technologie nicht nur an Geschäftskunden, sondern stellt die Cluster-Maschine im Internet kostenlos zur Verfügung - auch in einer deutschen Version.
Das Netz als Buchladen
Wenn man sich das Internet als ein riesiges Buchgeschäft vorstellt, in dem alle Bücher willkürlich auf dem Boden aufgestapelt sind, dann ist Vivisimo nach Darstellung von Valdes-Perez ein rasanter Buchhändler, der die verschiedenen Titel in Sekundenschnelle nach sinnvollen Kriterien in Regale einordnet.
Doch anders als in Buchgeschäften oder Bibliotheken gibt es bei Vivisimo keine festen Kategorien. Die Software legt sie ad hoc fest, indem sie die Sucherergebnisse nach linguistischen und statistischen Gesichtspunkten analysiert.
Visualisierte Kategorien
Während Vivisimo noch eine klassische Meta-Suchmaschine ist, ist Grokker, ein Programm des kalifornischen Softwareunternehmens Groxis, schon optisch eine Innovation. Es sortiert die Suchergebnisse nicht nur, sondern visualisiert die Kategorien als Karte mit bunten Kreisen. Innerhalb eines solchen Kreises gibt es Unterkategorien, also kleinere Kreise, die angeklickt und vergrößert werden können. Allerdings dauert es ein wenig, bis man sich damit zurechtfindet, die Navigation ist nicht ganz intuitiv.
Ein einfaches Beispiel verdeutlicht den Unterschied zu herkömmlichen Suchmaschinen. Bei den Schlagworten "Paris Hilton" erhält man etwa bei Google einerseits Treffer aus der Kategorie Reisen und Unterkünfte, andererseits aber auch jede Menge Seiten, auf denen die Hotelerbin Paris Hilton erwähnt ist. Denn Google sortiert die Fundstellen danach, wie viele Links zur jeweiligen Seite führen. Dem Nutzer bleibt die Arbeit, die lange Liste zu durchforsten. Nicht so bei Grokker oder Vivisimo: Hier werden die Ergebnisse nach Themengebieten gruppiert.
Grokker selbst ist aber keine Suchmaschine, sondern kombiniert die Resultate von Yahoo, MSN, AltaVista, Wisenut, Teoma und FAST. Das Programm kann auch Dateien auf der Festplatte kategorisieren. Und im Laufe des Jahres sollen bis zu zwei Dutzend Plug-Ins zum Download zur Verfügung gestellt werden, die für verschiedene Datenbanken wie beispielsweise die US-Kongressbibliothek angewendet werden können. "Wir sind jetzt in der Lage, alles zu 'grokken'", sagt Groxis-Chef R. J. Pittman. Auch mit Google steht Groxis laut Pittman in Verhandlungen. Ob ein gemeinsamer Service entwickelt werde, hänge von den Ergebnissen eines Testlaufs ab.
Verknüpfungen werden erstellt
Anders als bei Vivisimo gibt es von Grokker keine deutsche Version. Und außerdem ist das Programm nicht gratis: Die Vollversion kostet 49,95 Dollar (39,72 Euro), eine kostenlose Testversion für 30 Tage kann nach Anmeldung heruntergeladen werden. Eine andere Form der Visualisierung von Suchergebnissen hat TouchGraph entwickelt. Die Firma bietet mit dem TouchGraph Google Browser ein Applet an, das die Fundstellen als Netzstruktur, als Beziehungsgeflecht veranschaulicht.
Basis dafür ist die Google-Funktion "Ähnliche Seiten". Die dokumentierten Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Internetseiten werden grafisch dargestellt, das heißt, TouchGraph zeigt, wie die Dokumente miteinander verlinkt sind.
"Die Suche muss sich fortentwickeln", sagt Groxis-Chef Pittman. Die Nutzer, so hat er beobachtet, werden immer pfiffiger und verlangen dementsprechend bessere Ergebnisse. "Die Leute wollen eine Informationslandschaft sehen, sobald sie herausgefunden haben, dass es so etwas gibt."
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(apa/red)