Luxusmarken-Industrie auf Fälscher-Jagd: Online-Auktionshäuser im Visier der Firmen

Die weltweit größten Hersteller von Luxusgütern haben sich auf die Jagd nach Produktfälschungen und auf deren Online-Verkauf eingeschossen. In den vergangenen Jahren hat das Internet den hierfür renommierten Plattformen den Rang abgelaufen. Andere Industriezweige haben Abschreckungs-Kampagnen gelauncht und Käufer verklagt, aber die Luxusgüterindustrie konzentriert sich auf die Vertriebskanäle.

Ebay ist für viele ein Dorn im Auge und Google und Yahoo könnten die nächsten sein, so das Wall Street Journal. Der Juwelierhersteller Tiffany reichte Ende Juni gegen Ebay eine Klage ein. Ein Anwalt von Tiffany bezeichnete das Internet in diesem Zusammenhang als "Wilden Westen".

Die Antwort seitens Ebay in dieser Causa ist von großer Bedeutung und der Prozess wird der erste Test für die Rolle des Auktionshauses in diesem Distributions-Kreislauf, falls es zu einem Verfahren kommt. Falls Tiffany den Prozess gewinnt, dann hätte das Vorbildwirkung und eine Flut von Klagen würde folgen. Ein Scheitern würde andernfalls Unternehmen daran hindern, künftig Ebay die Schuld für den Verkauf von Fälschungen in die Schuhe zu schieben.

In den Online-Auktionhäusern sind Fälschungen nur schwer von Originalen zu unterscheiden. Der für die Luxusgüterindustrie entstehende Schaden ist jedoch noch leicht zu beziffern. Die Schweizer-Uhren-Industrie schätzt den Umsatzentgang durch Fälschungen alleine im Uhren-Sektor auf 600 Mio. Dollar. Luis Vuitton gab im vergangenen Jahr nur für den Kampf gegen gefälschte Produkte 14,5 Mio. Dollar aus. Das ist fünf Mal so viel als noch vor zehn Jahren. Das Internet ist der einfachste Weg um Fälschungen an den Endverbraucher zu bringen, so ein Experte. Die meisten Industrien, auch die der Luxusgüter, folgen den allgemeinen Marken-Agreement, die den Kauf von gefälschten Waren nicht gesetzlich verurteilen. Die Ausnahme stellt Frankreich dar, wo Behörden legal Fälschungen von Konsumenten konfiszieren.

Der Handel mit gefälschten Sonnenbrillen und Taschen kann auf eine lange Tradition zurückblicken und fand seinen Ursprung lange bevor das Internet maßgeblichen Einfluss hatte. Aber das Vorgehen gegen diesen Handel wurde durch das Online-Netzwerk erheblich erschwert. Die Globalisierung macht den Ermittlern zusätzliche Schwierigkeiten. Viele der Verkäufer auf der US-Site von Ebay würden von China oder Hongkong aus operieren. Und Verkäufer aus Deutschland würden ihre Vertriebsnetze über die Ebay-Site in Holland organisieren. Das Geschäft mit Fälschungen hat auch die Akteure dazulernen lassen. Zu billig bieten sie ihre unechten Markenwaren online auch nicht mehr an, um nicht von vorneherein auf sich aufmerksam zu machen. Mittlerweile beschäftigt nahezu jedes Unternehmen aus dem Luxusgütersegment einige Vollzeit-Angestellte, die Websites nach Fälschungen absuchen. Seitens Tiffany wird behauptet, dass 73 Prozent der auf Ebay angebotenen Tiffany-Produkte unecht sind. (pte)