"IPv6" im Anflug: Startschuss für die nächste Internetgeneration

Wie in anderen EU-Staaten treibt auch Österreich nun die Einführung der nächsten Internetgeneration IPv6 voran. Der Vorteil gegenüber dem derzeitigen Protokollstandard IPv4: Eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, wie die verbesserte direkte Kommunikation zwischen mehrere Benutzern und Endgeräten, geringere Wartung, verbesserter Sicherheitseigenschaften und die Integration von mobilen Internetprotokollen.

Die Standardbetriebssysteme für Computer sind bereits auf IPv6 vorkonfiguriert. Wann der nächste Internetgeneration kommt, steht aber noch völlig in den Sternen, erklärte am Mittwoch der österreichische "Internet-Vater" Peter Rastl von der Uni Wien. Ein weiterer Vorteil von IPv6 ist der nahezu unbegrenzte Vorrat an Internetadresse. Bei IPv4 stehen hingegen nur rund 250 Mio. Adressen zur Verfügung, was insbesondere in den Ländern der 2. und 3. Welt zu Engpässen führen könnte. Für 2004 werden weltweit 940 Mio. Internet-Nutzer prognostiziert.

Der österreichische Marktführer Telekom Austria (TA) hat nach Eigenangaben rund 500.000 IP-Adressen. Die Gartner Group rechnet damit, dass im Jahr 2006 weltweit bereits die Hälfte aller Internet-Anbieter IPv6-Multimedia-Dienste anbieten werde.

Internet als einheitliches Medium
"Das Internet wird in Zukunft zum einheitlichen Trägermedium für Telefon- und Datendienste, Unterhaltung und vieles mehr", so Helmut Leopold, Leiter Plattform- und Technologiemanagement der Telekom Austria vor Journalisten.

Sein Unternehmen habe 2003 ein IPv6 Testnetz in Betrieb genommen und liefere bereits IPv6-Fähigkeiten für zwei ausländische Internet-Anbieter. Damit der neue Standard auch in Österreich kommt, muss die Telekom Austria noch ihr Next Generation Network (NGN) errichten, sprich die jetzige Technologie auf das Internetprotokoll umstellen. Das Netz werde aber nur dann gebaut, wenn es für die dadurch möglichen Dienste einen regulierungsfreien Raum gebe, warnte Ende 2003 TA-Vorstand Rudolf Fischer.

Mehr Investitionen gefordert
Das wiederum wurde von Leopold relativiert: "Wir müssen auf jeden Fall in die neue Technologie investieren." Er wünsche sich jedoch eine investitionsfreudigere Regulierung. Der ebenfalls anwesende Chef der Telekom-Regulierungsbehörde RTR, Georg Serentschy, stellte umgehend klar, dass es keinen "Tauschhandel" mit dem Regulator gebe.

"Unser Ziel ist eine differenzierte Regulierung, das heißt nicht Regulierung light", so Serentschy. Die Telekom hat nach Eigenangaben bisher 700 Mio. Euro in die Weiterentwicklung ihres Netzes investiert, weitere 700 Mio. Euro seien noch notwendig.

Im Plan sieht der Regulator die angekündigte 30 Mio. Euro-Förderung für den Breitband-Internetausbau in den ländlichen Regionen. Im Herbst sollen die ersten Aufträge vergeben werden. Von den 30 Mio. sollen jeweils zehn vom Bund, von den Ländern und von der EU kommen. In Österreich teilt sich der Breitbandmarkt in 61 Prozent Kabelnutzer und 39 Prozent ADSL-Anwender. (apa/red)