Internetportal für Pädophile ausgehoben:<br> 15 österreichische Nutzer im Kundenkreis

Der Schweizer Justiz ist ein Schlag gegen die Kinderpornografie im Internet gelungen. Ein Pädophilen-Forum, über das Hunderte Männer vor allem aus Deutschland Tipps und Dateien austauschten, wurde ausgehoben. Laut dem österreichischen Bundeskriminalamt (BK) konnten hierzulande 15 Verdächtige ausgeforscht und angezeigt werden.

35 IP-Adressen sind dem BK von den Schweizer Behörden übermittelt worden. Verdächtige Personen stammen aus Niederösterreich, Kärnten, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und Wien.

Tipps zum Umgang mit kleinen Mädchen
Die St. Galler Justiz verhaftete vier Männer wegen Missbrauchs eines zwölfjähriges Mädchens, eine weitere Verhaftung gab es in Deutschland. Das Bundeskriminalamt in Wiesbaden wollte auf Anfrage dazu zunächst keine Auskünfte geben. Ein Sprecher bestätigte aber, dass das BKA die ihm übermittelten Daten von rund 600 Nutzern des Forums aus der Bundesrepublik überprüft.

Wie die Staatsanwaltschaft in St. Gallen bekanntgab, wurden die umfangreichen Ermittlungen im In- und Ausland von der Schweizer Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internet-Kriminalität des Bundes ausgelöst. Die Spezialisten wurden bei ihren Recherchen auf eine Webseite aufmerksam, die bei einem St. Galler Provider gehostet wurde. Die Plattform bot den Nutzern Gelegenheit, sich kennenzulernen oder auf privater Ebene zu vernetzen. Dabei seien Tipps und Erfahrungen für den Umgang mit kleinen Mädchen oder Anweisungen für erste Kontaktaufnahmen mit Kindern sowie kinderpornografischen Darstellungen ausgetauscht worden.

Identifizierung von rund 620 Personen
Die Ermittlungen führten zur Identifizierung von etwa 600 Personen aus Deutschland, 15 aus Österreich und vier aus dem Fürstentum Liechtenstein. Auch bei den Betreibern des Forums handelt es sich laut Mitteilung um Deutsche. In der Schweiz wird bisher gegen 13 Männer ermittelt.

Untersuchungsrichterin Ursula Brasey bestätigte einen Bericht des Schweizer Radios DRS, dass es sich beim missbrauchten Opfer um ein zwölfjähriges Mädchen handelt. Es stamme im weitesten Sinne aus dem Bekanntenkreis der mutmaßlichen Täter. Diese seien geständig und deshalb zum Teil wieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Die St. Galler Erkenntnisse lösten auch Ermittlungen im Ausland aus. So wurde laut der Untersuchungsrichterin in Deutschland ein Mann wegen sexueller Handlungen mit Kindern verhaftet. Hier gehe es aber nicht um das Herstellen pornografischer Darstellungen.

Zwischen 20 und 65 Jahren
Bei den 13 Beschuldigten in der Schweiz handelt es sich um Männer im Alter zwischen 20 bis 65 Jahren aus verschiedenen Teilen der Deutschschweiz. Die vier vorübergehend Verhafteten gehören laut Brasey eher zu den jüngeren Beschuldigten. Nicht unter den Beschuldigten ist der St. Galler Internetprovider, bei dem die Webseite gehostet wurde. Er habe eine große Kooperationsbereitschaft gezeigt, sagte Brasey.

Das Verfahren ist bereits seit mehreren Monaten im Gang. Die Untersuchungsrichterin erklärte, die Auswertung des beschlagnahmten Materials sei sehr aufwendig und nach wie vor in vollem Gang. Die Daten über die Benutzer der Internetplattform aus anderen Staaten seien an die zuständigen Stellen im Ausland weitergeleitet worden, vor allem an das deutsche Bundeskriminalamt, wie Sprecherin Daniele Bersier auf Anfrage sagte. (apa/red)