Internet-Lexikon "aeiou" bleibt bestehen: Gespräche über künftige Organisationsform

Das Internet-Lexikon "aeiou", das Anfang April vom Netz genommen wurde, ist wieder online und wird weiter bestehen. Dies bestätigte der Grazer Multimedia-Experte Hermann Maurer, der das Trägersystem entwickelt hat.

Vorerst für die Dauer von drei Monaten hat das Bildungsministerium zugesagt, "aeiou" in seiner jetzigen Form zu unterstützen, hieß es dort auf APA-Anfrage. In diesem Zeitraum soll eine fixe Lösung für die Zukunft gefunden werden, denn es sei ein "großes Anliegen", dass das Lexikon weiter besteht.

Lexikon bleibt im Netz
"Man kann sicher davon ausgehen, dass das Lexikon im Netz bleibt. In genau welcher Form ist noch unklar", so Maurer, der Dekan der Fakultät für Informatik an der Technischen Universität Graz ist und an dessen Institut der "aeiou"-Server steht. In den kommenden drei Monaten soll eine fixe Vereinbarung getroffen werden, die auch neue Partner einschließen könne und in der das Bildungsministerium oder auch Maurers Institut selbst nicht unbedingt weiter beteiligt sein müssen: "In welcher Form das Ministerium sich beteiligen wird, ist gänzlich offen", so Martin Netzer aus dem Bildungsministerium. Es gebe mehrere neue Interessenten, die sich künftig an dem Projekt beteiligen wollen. Welche das seien, wollte Maurer unter Hinweis auf laufende Gespräche jedoch nicht preisgeben.

"Information bleibt gratis"
Unterschiedliche Szenarien für die Zukunft des Internetlexikons beinhalten etwa eine Startfinanzierung durch das Ministerium, den Verzicht der inhaltlichen Rechte zu Gunsten neuer Betreiber oder eine weiter laufende Involvierung des Ministeriums auch in der mittelfristigen Zukunft. Das Lexikon könne beispielsweise von Verlagen kommerziell weiter betrieben werden, "die Information wird jedoch gratis bleiben", so Maurer, der sich eine Finanzierung etwa über die im WWW üblichen Werbebanner vorstellen kann.

Herzstück war das "Österreich-Lexikon"
Das "Annotierbare Elektronische Interaktive Österreichische Universallexikon" (aeiou) wurde 1996 vom damaligen Wissenschaftsministerium im Rahmen seiner Millenniumsprojekte als Kulturinformationssystem ins Leben gerufen. Herzstück war das von einer Verlagsgemeinschaft (Brandstätter Verlag, Ed. Hölzel und Bundesverlag) heraus gegebene "Österreich-Lexikon" mit 13.000 Stichwörtern und 2.000 Abbildungen, die durch eine Reihe von eigenständigen "Alben" (z.B. über österreichische Musikgeschichte mit Tonbeispielen) ergänzt wurden.

Update-Möglichkeit gesucht
Neben den zukünftigen Betreibern werden noch Wege gesucht, das Internet-Lexikon für die Zukunft inhaltlich und technisch upzudaten. In dieser Hinsicht sei Maurer "relativ optimistisch". "aeiou" wurde bis zum Jahr 2002 aktualisiert, die Daten für die Neuauflage des mittlerweile dreibändigen Österreich-Lexikons sind nicht mehr in das Internet-Service eingeflossen. Denkbar sei nun, dass die neuen Betreiber die Rechte am dreibändigen Lexikon erwerben und die derzeitigen "aeiou"-Inhalte vollständig durch die aktualisierte Version ersetzen. Auch ein Aufbau auf den derzeitigen Inhalten, deren Rechte beim Bildungsministerium liegen, sei möglich.

Erneuerung gewünscht
Das Ministerium zeigte sich jedenfalls bereit, diese Rechte an neue Betreiber abzutreten. "Wenn wir zu einer Lösung beitragen können, indem wir die Rechte den neuen Betreibern übertragen, dann werden wir das wir tun", erläuterte Netzer. Auch technisch wäre eine Erneuerung erwünscht: Die hinter dem Internet-Lexikon liegende Software laufe "mehr oder weniger unverändert seit acht Jahren", so Maurer.

"Es haben sich alle bemüht"
"Es haben sich wirklich alle - Bundeskanzleramt, Bildungsministerium und die Verlage - bemüht, eine Lösung zu finden", freute sich Maurer. Im Zusammenhang mit der vorläufigen Einstellung von "aeiou" habe er mehrere tausend Emails erhalten, die das Ende des Projekts beklagten. (apa/red)

Info-Link:
www.aeiou.at