Immer mehr Raubkopien: Filmbranche will sich wehren

Das illegale Kopieren von Spielfilmen hat in Deutschland deutlich zugenommen. Mit 13,3 Millionen Filmen wurden 2003 bis August fast so viele Streifen heruntergeladen oder gebrannt wie im gesamten Vorjahr. Das ergab eine repräsentative "Brennerstudie" der Filmförderungsanstalt (FFA). Dadurch sei ein Schaden von 800 Millionen Euro entstanden. Die Branche will daher die Kampagne "Raubkopierer sind Verbrecher" fortsetzen, sagte Elke Esser, Geschäftsführerin der Zukunft Kino Marketing.

Esser sprach von einem "völlig fehlenden Bewusstsein, dass ein Film nicht nur ein kreativer Akt, sondern auch Arbeit ist". Noch gelte das Brennen und Herunterladen als Kavaliersdelikt wie etwa das Parken im Halteverbot. "Wir kennen Fälle, bei denen ein Direktor einer Grundschule seinen Schülern eine illegale Kopie von 'Findet Nemo' vorführen wollte", berichtete Esser.

Auch die anonyme Studie mit 10.000 Befragten (ab zehn Jahren) habe gezeigt, dass es kaum Unrechtsbewusstsein gebe. Die meisten illegalen Kopien werden demnach an Rechnern von Universitäten und am Arbeitsplatz angefertigt.

Das Herunterladen, Anbieten oder Kopieren von Filmen ist in der Regel illegal. Ausnahmen sind private Aufnahmen aus dem Fernsehen oder die Nutzung von kostenpflichtigen Internetportalen. Im vergangenen Jahr wurde die Strafverfolgung mit Hilfe der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen verschärft.

Täter werden immer gerissener
Die Zahl der beschlagnahmten Raubkopien wuchs um 54 Prozent, immer mehr Täter bekamen Gefängnisstrafen. Als Beispiel nannte Esser einen Täter, der mit 31 Brennern in der Wohnung tausende illegale Kopien herstellte und dafür drei Jahre hinter Gitter muss. Insgesamt mussten verurteilte Raubkopierer im vergangenen Jahr rund eine halbe Million Euro Strafe zahlen.

Provozierende Kinospots und Printmotive sollen nun die drohenden Strafen deutlich machen: "Wo ist Papi?", fragt ein Mädchen in die Kamera. "Liebe Raubkopierer, wir freuen uns auf euch", sagen zwei finster dreinschauende Häftlinge.

Für 2004 hat die Filmindustrie weitere Strategien entwickelt, um gegen die Filmpiraten vorzugehen. So sei nun die Pilotphase für das digitale Wasserzeichen auf Filmen abgeschlossen; die Markierung könne im April 2004 flächendeckend eingesetzt werden, kündigte Esser an.

Dadurch kann bei gefundenen Raubkopien die Quelle zurückverfolgt werden. "Die Filmverleiher durchforsten auch verstärkt die Internet-Tauschbörsen", sagte Esser. Auf politischem Wege wolle man erreichen, dass eine Auskunftspflicht für die Anbieter eingeführt werde, um die Raubkopierer "aus dem Verborgenen" zu holen. "Wenn das Raubkopieren nicht stark zurück geht, besteht die Gefahr, dass die kulturelle Vielfalt abnimmt. Dann können kleine Filme vielleicht bald nicht mehr ermöglicht werden."

(apa/red)