Hilfe!? Weblins bevölkern das Internet:
Avatar-Parallelwelt expandiert zunehmend

Das neue Web-2.0 Unternehmen Zweitgeist hat es sich zum Ziel gesetzt, das Internet der echten Welt ähnlicher zu machen. Mittels kleiner, virtueller Figuren, so genannten Weblins, werden Personen, die eine bestimmte Internetseite besuchen, sichtbar gemacht. Die Avatare erscheinen am unteren Bildschirmrand und können mit anderen Weblin-Nutzern, die zur gleichen Zeit die gleiche Seite besuchen, kommunizieren.

Durch eine Kooperation mit Microsofts Web-Telegrammdienst Windows Live Messenger sollen nun möglichst viele Weblins gewonnen werden. In Deutschland gibt es bereits 7 Millionen Menschen, die das Zweitgeist-Angebot nutzen. Das Hamburger Unternehmen hat seine Ziele jedoch hochgesteckt: "Wir streben die gleichen Dimensionen an wie ICQ", erklärt die Geschäftsführerin Christine Stumpf gegenüber der Financial Times Deutschland.

So wie Second Life ohne Barriere
Das Unternehmen sieht sich selbst als "Second Life unleashed", da es überall im Internet möglich ist, mit Weblins zu kommunizieren. Besonders wichtig ist jedoch, dass möglichst viele Menschen die Weblin-Avatare nutzen, denn: "Richtig Spaß macht es dann, wenn man viele Leute trifft", meint Stumpf. Zweitgeist erwartet, dass sich das virtuelle dem echten Leben angleichen wird. Avatare werden sich demnach in virtuellen Bars treffen und in virtuellen Geschäften zusammen shoppen gehen. Weblins können fotoähnliche oder dreidimensionale, bewegte Figuren sein. Man kann ein Abbild von einem selbst verwenden, ist aber natürlich nicht dazu verpflichtet. Der Stil der Weblins reicht dabei von sportlich bis zu elegant, je nachdem, wie man sich selbst präsentieren will.

Allgegenwärtige Gegenliebe
Wer als normaler Surfer im Internet unterwegs ist, kann die Avatare nicht sehen und nicht mit ihnen kommunizieren. Nur Weblin-Nutzer mit entsprechender Software sehen die kleinen Figuren, die sich in einer Art Internet-Parallelwelt aufhalten. Schon heute sind sie da: "Wir bevölkern die digitale Welt", sagt die Geschäftsführerin. Doch sehen können sich Weblins nur gegenseitig.

Weblins nur bedingt gratis
Als Weblin im Internet unterwegs zu sein, kostet die Nutzer prinzipiell nichts. Sie müssen sich aber mit etwas Werbung abfinden, denn wie bei den meisten Internetstartups soll dadurch Geld verdient werden. Diese Werbung könnte zum Beispiel ein Weblin in Colaflaschen-Form sein, der zu einem Gewinnspiel einlädt. Auch Weblins, die mit Werbebotschaften über den Bildschirmrand laufen, sind möglich. Zweitgeist wird voraussichtlich drei bis vier Werbeeinblendungen pro Stunde zeigen, um das Service gebührenfrei zu halten. Geplant sind auch Zusatzangebote gegen Gebühr wie der Verkauf von neuen virtuellen Kleidungsstücken für die Avatare. (pte/red)