Harte Bandagen im Kampf gegen Spam:
Eine Existenz-Bedrohung für digitale Post?

Tokessa Stockfisch hat einen todsicheren Aktientipp. In die IHP Phoenix Biocylce AG, eine osteuropäisches Müllentsorgungsfirma, müsse man investieren, dann winken tolle Renditen. Tokessa Stockfisch? Die Spammer werden immer kreativer, und das leider nicht nur beim Fälschen der E-Mail-Absender. Der Wettlauf zwischen den Urhebern des ausufernden Internet-Werbemülls und den Spamabwehr-Spezialisten hat sich zu einem gnadenlosen technischen Wettrüsten hochgeschaukelt.

Besonders stark im Umlauf sind derzeit unseriöse Aktientipps, sogenannte Stockspams, die nur darauf abzielen, dem Spammer selbst oder dessen Auftraggeber schnelle Spekulationsgewinne zu verschaffen. "Mit der ersten großen Stockspam-Welle im Mai hat sich unser Mailverkehr verzwanzigfacht", verdeutlicht Nick Tittler, Manager für Internet Services bei Tele2, das Problem. Laut Angaben verschiedener Internetanbieter und Sicherheitsdienstleister liegt der Spamanteil bereits bei 60 bis 90 Prozent des weltweiten Mailaufkommens - das beträgt 100 Milliarden pro Tag! "Derzeit sind wir den Spammern immer nur einen Schritt hinterher. Wenn sich aber technisch nicht bald etwas ändert, könnte E-Mail in drei bis fünf Jahren unbrauchbar sein", warnt Tittler.

Spammen ist kein Kavaliersdelikt
Es verschlingt massenhaft Bandbreite, und die Internetprovider müssen hohe Summen in die Spamabwehr investieren. Dazu Harald Kapper, Geschäftsführer des Anbieters kapper.net: "Wir betreiben Hardware im Wert von 30.000 Euro, nur damit unser Mailsystem sauber bleibt." Den Preis dafür müssen die Endbenutzer zahlen. Spam ist Werbung auf unsere Kosten.

Das Geschäftsmodell der Spammer ist einfach und lukrativ (siehe Kasten). "Spammen ist beinhartes Business, das weltweit von rund 1.500 Personen - Einzeltätern oder mafiösen Organisationen - aufgezogen wird", weiß Kapper. Vor dem Allergröbsten können uns die Internetanbieter (noch) bewahren. Bereits am Eingang zu ihren Netzen nehmen sie die E-Mails anhand von schwarzen Listen, die alle bekannten Spam-Absender enthalten, unter die Lupe. Auch weitere trickreiche Methoden zur Überprüfung der Authentizität der Absender kommen zum Einsatz. Bevor eine Nachricht auf die Mailbox gelangt, wird sie noch von komplexen Inhaltsanalyseprogrammen durch die Mangel gedreht. Gesucht wird nach spamtypischen Schlüsselwörtern und Formfaktoren. Dazu Kapper: "90 Prozent werden von unseren Schutzmechanismen abgefangen. Mit dem Rest werden die einschlägigen Desktop-Tools recht gut fertig. Auch der Junkmail-Filter in Outlook funktioniert ganz ordentlich."

Firmen sind in der Bredouille
Im Gegensatz zu Privatanwendern kann die Spam-Plage für Business-Kunden richtig ins Geld gehen. "Firmen sind in der Zwickmühle. Wenn sie rigoros filtern, gehen durch fälschlich als Spam klassifizierte Mails potenziell Aufträge verloren. Lassen sie viel durch, haben sie mit dem Lesen eine Menge zusätzlicher Ausgaben", weiß Kapper. Und für Firmen, die ihr Mailsystem inhouse betreiben, wird es richtig teuer. Denn die müssen für ihren Spamschutz selbst sorgen.

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