Google-Mitbegründer Brin übt Selbstkritik:
China-Engagement zu Firmenidealen konträr

Mit seinem Engagement in China und der Unterordnung unter die staatliche Zensur ist Google nach Ansicht von Mitgründer Sergey Brin den eigenen Prinzipien untreu geworden. Google werde jetzt noch sehen, wie das Geschäft weiterentwickelt werden könne, bevor über einen Kurswechsel entschieden werde. Brin verwies vor Reportern aber auch darauf, dass die Konkurrenten in China unter den gleichen Bedingungen aktiv seien und nicht international kritisiert würden.

Google habe der Zensur erst zugestimmt, nachdem die Suchmaschine in China immer wieder blockiert worden sei, sagte Brin. Mit den Regeln, denen Google in China zugestimmt habe, habe man sich "nicht wohlgefühlt". "Aber wir hatten das Gefühl, dass wir unseren Prinzipien untreu werden können und den Chinesen am Ende doch mehr Informationen liefern können", sagte Brin.

Eingeschränkter Zugriff in China
In dem von der chinesischen Regierung gebilligten Angebot von Google können viele politische Informationen nicht aufgerufen werden, die ansonsten den Nutzern zur Verfügung stehen. Das gilt etwa für Informationen und Berichte zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989, zur Besetzung Tibets und zum Status von Taiwan. Das Google sich darauf einließ, rief international Kritik hervor. "Vielleicht sei der prinzipientreue Ansatz doch besser", räumte Brin ein.

Ungewisse Vorgehensweise
Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtete, die Google-Hauptseite Google.com sei an manchen Tagen in China überhaupt nicht zu erreichen. Brin erklärte, das Unternehmen werde nun erst einmal versuchen, die chinesische Web-Site Google.cn zu verbessern, da fast allen Google-Nutzer in China versuchten, die unzensierte Seite zu erreichen. Deshalb gebe es auch gute Gründe zu sagen, "wir stehen zu unserem Prinzip, dass wir gegen Zensur sind, und wir arbeiten hier praktisch nicht". Aber es noch nicht entschieden, dass Google diesen Weg gehen werde.

Ausländische Firmen, inländische Gesetze
Die chinesische Regierung betonte unterdessen in einer Erklärung des Außenministeriums, sie begrüße jegliches ausländisches Engagement, aber alle Firmen müssten sich an die geltenden Gesetze halten. Das gelte auch für die Meinungsfreiheit. Man arbeite gern mit Firmen wie Google zusammen, aber Peking hoffe, dass sich alle an die Bestimmungen hielten. (apa/red)