Goldgräberstimmung dank Communities:
FORMAT über den Kaufrausch im Internet

Noch nie hat das Google-Management tiefer in die Tasche gegriffen als diese Woche. CEO Eric Schmidt & Konsorten blätterten 1,65 Milliarden Dollar in Aktien hin - für eine Firma, die pro Monat geschätzt eine Million Dollar Miese macht und erst vor 16 Monaten von ein paar Jungspunden im Silicon Valley aus der Taufe gehoben worden war. Willkommen in der bunten Welt des Web 2.0, wo seit gut einem Jahr wieder Milliarden-Deals abgezogen werden wie zur Hochblüte der dot.com-Phase.

Gekauft werden hier weniger revolutionäre Technologien als vielmehr "Communitys", also die ein Portal nutzende Webgemeinde dahinter. Das war schon bei der spektakulären Übernahme von Skype durch eBay so. 3,8 Milliarden Euro für damals 50 Millionen registrierte Kunden, wovon nicht einmal zehn Prozent die kostenpflichtigen Services nutzten. Yahoo schnappte sich den Fotodienst Flickr für vergleichsweise günstige 40 Millionen, das Netzwerkportal MySpace sicherte sich Medienmogul Rupert Murdoch um 580 Millionen Dollar.

Im sozialen Netzwerk regieren die User
Der US-Publizist und Internetexperte Tim O'Reilly hat für diese Art von Internetportalen den Begriff des Web 2.0 kreiert und jene Prinzipien beschrieben, die den größten Unterschied zwischen Amazon und dem Web-2.0-Phänomen machen: Der Netzwerk-Gedanke wird konsequent umgesetzt, die Kunden bringen ihr Know-how und ihre Produkte in ein gemeinsames Netz ein. Vom Eintrag auf Wikipedia bis hin zu Filmchen auf YouTube. Diesem "user generated content" sagen Analysten bis 2010 rapides Wachstum voraus. Die Umsätze sollen in fünf Jahren bei 850 Millionen Dollar liegen.

Mit den Massen kommt das Anzeigen-Geld
Was die Geschäftsmodelle rund um die neuen Internetdienste eint, ist ihre Haupteinnahmequelle - die Online-Werbung. Die Mittel wandern von Print, Radio und TV in die virtuelle Welt. Der weltweite Werbemarkt war allein im ersten Quartal dieses Jahres vier Milliarden Dollar schwer, und fast 60 Prozent lukrieren dabei die Suchmaschinen. Der Rest entfällt auf Bildschirmwerbung und Kleinanzeigen. Den Löwenanteil teilen sich Google, Yahoo und Microsoft in dieser Reihenfolge. Dort, wo sich die Massen bewegen, wird gutes Geld gemacht, das unter Lizenzgebern - TV-Stationen oder Filmstudios -, die Filme zur Verfügung stellen, aufgeteilt werden kann.

Rupert Murdoch hat sich für die exklusive Verwendung von Google auf MySpace 900 Millionen Dollar fixe Werbegelder für die nächsten drei Jahre gesichert. Und Microsoft verfolgt mit seiner Internetstrategie ("Live") kein geringe-res Ziel, als Google vom Werbethron zu stoßen, und hat eine eigene Werbeplattform gegründet, die die Werbung auf allen Plattformen - bis hin zum Handy - optimal steuern soll. Gates' designierter Nachfolger Ray Ozzie rechnet mit sehr optimistischen Prognosen, dass sich der Online-Werbemarkt in zehn Jahren auf 150 Milliarden verzehnfachen (!) könnte.

Den vollständigen Beitrag können Sie im FORMAT (Nr. 41/06) nachlesen!