Gesichtserkennung für Internet-Fotosuche: Datenschützer warnen vor neuer Technik

Big Brother wird immer mächtiger: Eine schwedische Firma hat eine Internet-Suchmaschine mit Gesichtserkennung entwickelt. Damit könnten Probleme für den Schutz der Persönlichkeitsrechte entstehen, denn die Technik der Firma Polar Rose AB scannt öffentlich verfügbare Fotos ein, sortiert sie nach rund 90 verschiedenen Merkmalen und erstellt so eine Datenbank. Die Suchmaschine soll dann in der Lage sein, ein beliebiges Foto mit diesen Daten abzugleichen, die Identität der gezeigten Person zu ermitteln und eine Trefferliste mit Web-Seiten zu liefern, auf denen diese Person ebenfalls zu sehen ist.

Bei Tests mit 10.000 Fotos habe es in 95 Prozent der Fälle eine zuverlässige Erkennung gegeben, sagt der Vorstandschef von Polar Rose, Nikolaj Nyholm. Allerdings schränkt er ein, dass die Genauigkeit mit wachsender Datenbasis vermutlich geringer wird, weil bei Millionen und vielleicht Milliarden von Personenfotos die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass sich zwei oder mehr Personen gleichen. Deshalb sollen die Nutzer des geplanten Internet-Dienstes selbst Informationen beisteuern, etwa die Namen von abgebildeten Personen. Bis Ende März soll es ein kostenloses Browser-Plugin geben, mit dem die Nutzer nicht nur Gesichter suchen, sondern auch selbst Informationen eingeben können. Diese Daten sollen in Form von "Tags" mit frei verfügbaren Fotos verknüpft werden.

Besser als bisherige Bildersuche
Polar Rose verfolgt das Konzept, die zahllosen Fotos, die sich etwa bei Flickr oder MySpace finden, mit solchen Tags zu versehen und damit besser durchsuchbar zu machen als bei der bisherigen Bildersuche, die den inhaltlichen Kontext von Fotos auf Web-Seiten erfasst. Auch Personen, die nur im Hintergrund eines Fotos zu sehen sind, sollen auf diese Weise erfasst werden.

Keine Bedenken?
Was aber ist, wenn Arbeitgeber, Polizei oder misstrauische Partner auf diese Weise die Anwesenheit einer Person an einem bestimmten Ort aufdecken, die eigentlich vertraulich bleiben sollte? "Ich glaube nicht, dass wir da schon alle Antworten haben", räumt Nyholm ein. Aber solche Bedenken habe es auch in der frühen Zeit der Text-Suchmaschinen gegeben.

Datenschützer schlagen Alarm
Der Leiter der Organisation Privacy International, Simon Davies, sieht sich durch Techniken wie die von Polar Rose in seiner Einschätzung bestätigt, dass es Grenzen für die Internet-Suche geben müsse. Sonst werde die Suche im Internet in Dimensionen vorstoßen, "die unendlich mächtiger sind, als wir es uns jemals vorstellen konnten". Davies fordert eine globale Debatte über eine Begrenzung der Internet-Suche und über ein Mitspracherecht von einzelnen Personen bei der Nutzung ihrer Daten. Die freie Verfügbarkeit von Fotos im Internet sei kein Freibrief für die massenhafte Aufbereitung in Datenbanken. "Wenn jemand ein Foto ins Internet stellt, ahnt doch niemand, dass man dann in dieser Weise danach suchen kann." (APA/red)