"Gelernt und nicht angeboren": Zahl der Sexsüchtigen durchs Web stark gestiegen!

In Deutschland warnen Psychotherapeuten vor einer bedrohlichen Häufung von Sexsüchtigen. Die in den letzten Jahren immer stärkere werdende Nutzung des Internets dürfte damit direkt in Verbindung stehen, wie Psychotherapeuten bei einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Sexualforschung (DGfS) in Münster bekannt gaben. Nach Schätzungen von Tagungsleiter Steffen Fliegel sind jüngsten Studien zufolge rund 75 Prozent der Betroffenen Männer. Genaue Zahlen seien schwer zu beschaffen, weil die Sexsucht sehr schambesetzt sei.

Tatsache sei, dass immer mehr Selbsthilfegruppen für Sexsüchtige gegründet werden müssten, sagte Fliegel. Immer mehr psychosomatische Kliniken und ambulante Behandler spezialisierten sich auf dieses Gebiet.

Hauptursache für die wachsende Zahl der Sexsüchtigen sei nach Ansicht der Kongressteilnehmer das freie und übermäßige Angebot des Internets insbesondere an Sexseiten und Sex-Chats. "Dort kann unbeobachtet und anonym gesurft werden", sagte der promovierte Diplompsychologe von der Gesellschaft für Klinische Psychologie und Beratung in Münster. "Die Sucht ist also gelernt und nicht angeboren", folgerte Fliegel.

Eine wirksame psychotherapeutische Behandlung der Sexsucht dauert nach Angaben des Paarpsychologen mindestens ein Jahr. Ohne eine solche Therapie sei ein Ausweg aus der Abhängigkeit vom unkontrollierten Sexualverhalten kaum zu finden. Grundvoraussetzung für eine Normalisierung sei, dass der Betroffene seine Sexsucht als krankhaft erkenne. (apa/red)