FORMAT - Marketing für das Ohr im Trend:
Was Podcasts für Firmen bringen und kosten

Unter dem Begriff Podcasting etablierte sich vor rund zwei Jahren der Trend, Audio-Dateien im Web einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dank iPods und anderer MP3-Player können Medienkonsumenten selbst entscheiden, wann sie die akustischen Online-Beiträge hören wollen: beispielsweise auf dem Fahrrad oder in der U-Bahn. Die jüngste Entwicklung sind Video-Podcasts. Die wöchentliche Online-Ansprache der deutschen Kanzlerin Merkel ist einer der bekanntesten davon.

Die beeindruckenden Downloadzahlen der mittlerweile mehr als 5.000 Podcasts im deutschsprachigen Raum scheinen ihnen Recht zu geben. "Wurden deutschsprachige Podcasts im Juni 2005 noch rund 216.000-mal heruntergeladen, gab es im Frühjahr 2007 bereits rund 14 Millionen Downloads pro Monat", berichtet Christoph Schmidt, Geschäftsführer von Create Mediadesign. "Die Technologie, Dateien im Web zugänglich zu machen, ist an sich keine Innovation. Das Neue ist, wirklich professionelle Sendungen mit Inhalt zu produzieren. Darauf setzen auch immer mehr österreichische Firmen", meint Schmidt.

Die meist kostenlos verfügbaren Podcasts bieten Unternehmen eine effektive Möglichkeit, Kundenbindungen zu stärken. "Podcasts werden als authentisch wahrgenommen. Wenn ich eine Person über Podcast regelmäßig höre, baue ich ein Vertrauensverhältnis zu ihr auf", meint Christoph Stieg, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Perfact Training. Seit Anfang des Jahres nutzt Stieg das Medium Podcast für rund zwanzigminütige Coachings, um seine Trainings für Führungskräfte leichter zugänglich zu machen. Seine bisher vier Episoden zu Themen wie "Fragetechnik für Führungskräfte" und "Wirksam kritisieren" erreichen bis zu 8.600 Hörer pro Folge. Sein Kerngeschäft können die MP3-Beratungen dennoch nicht ersetzen, im Gegenteil: Überzeugte Hörer nehmen auch die klassischen Präsenztrainings des Unternehmens vermehrt in Anspruch. Mit dem Medium Podcast hat Stieg deshalb noch viel vor: Ab Herbst will er neben den Führungskräften auch Verkäufer mit speziellen Audio-Trainings ansprechen.

Auch andere Unternehmen haben ein genaues Bild der Podcast-Zielgruppe. Laut einer Studie des Münchner Medienberaters Alexander Wunschel sind die durchschnittlichen deutschsprachigen Podcast-Konsumenten 29,4 Jahre alt und überdurchschnittlich gebildet. Sie verfügen über 1.474 Euro Nettoeinkommen und konsumieren pro Woche 4,5 Stunden Podcasts.

Von diesen Marktdaten dürfte auch der Skibindungshersteller Tyrolia HTM überzeugt gewesen sein. Der Konzern gab die ersten Video-Podcasts in der Wintersaison 2006 in Auftrag. "Wir wollten vor allem die junge Zielgruppe für unsere Produkte begeistern", meint Heidemarie Paul aus der Marketingabteilung des Sportmultis. Die sechs bisher produzierten Videoclips, die auch auf Pressekonferenzen zum Einsatz kommen, werben mit Stars wie Bode Miller und stellen etwa die Entwicklerinnen des Tyrolia-Damensortiments vor. Paul: "Als Technikfirma müssen wir ganz einfach am Puls der Zeit sein."

Den Podcasts schreibt Ö3-Chef Georg Spatt für die Zukunft noch großes Potenzial zu: "Damit sprechen wir eine neue, spannende Zielgruppe an. Dieses Publikum sucht sich die gewünschten Inhalte selektiv aus und ist bereit, sich interaktiv zu betätigen." Das Podcast-Programm des Senders, das täglich bis zu fünfstellige Downloadzahlen erreicht, sieht Spatt auch als gute Talenteschmiede für junge Moderatoren und als Proberaum für neue Inhalte. "In diesem Medium können wir viel provokanter und progressiver vorgehen, als es im breitenwirksamen Radioprogramm möglich ist."

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