Endlich Einigung über Internet-Kontrolle: Internationales Forum soll Net-Fragen lösen

Endlich Einigung über Internet-Kontrolle: Internationales Forum soll Net-Fragen lösen

Kurz vor Auftakt des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft in Tunis haben die Vertreter der 170 Teilnehmerländer einen Kompromiss im langjährigen Streit um die Verwaltung und Steuerung des Internets gefunden. Wie Diplomaten jetzt mitteilten, einigten sich die Unterhändler auf ein Papier, das die drohende Spaltung des Internet abwenden soll.

Streitpunkt ICANN
Streitpunkt war bisher die Dominanz der US-Organisation ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), die die Oberaufsicht über das weltweite Netz innehat. Die EU und Vertreter der Entwicklungsländer forderten seit Jahren eine alternative internationale Internet-Verwaltung.

Zweigleisiges Vorgehen
Der Kompromiss von Tunis sieht nach Diplomatenangaben ein zweigleisiges Vorgehen vor: Zum einen soll ein regierungsübergreifendes Forum (Intergovernmental Forum) geschaffen werden, in dem alle Internet-Fragen erörtert werden sollen - so etwa Netzkriminalität, Computerviren und Spam. In einer zweiten zeitlich unbegrenzten Gesprächsrunde sollen Vertreter des privaten und des öffentlichen Sektors in Fragen des öffentlichen Interesses zusammenarbeiten. Die Non-Profit-Organisation ICANN soll den Angaben zufolge fortbestehen.

Annan fordert weitere Verhandlungen
UN-Generalsekretär Kofi Annan hat aber weitere Verhandlungen gefordert. Gegenwärtig sei die Verwaltung des weltweiten Netzes durch die amerikanische Stiftung ICANN sinnvoll, sagte Annan in Tunis zum Auftakt des zweiten Weltgipfels der UN zur Informationsgesellschaft. Die Vereinten Nationen seien nicht "die geeignete Institution für eine derartige Internet-Regierung".

UNO will bis 2015 jedes Dorf ans Netz anschließen
Bei den Beratungen beim dreitägigen Weltgipfel geht es auch darum, wie die so genannte digitale Kluft überbrückt werden kann: Der Begriff bezeichnet den Abstand, der zwischen der intensiven Internet-Nutzung in den Industriestaaten und der geringen Nutzung in weniger entwickelten Ländern klafft. Die UNO will bis 2015 jedes Dorf der Welt ans Internet anschließen. (apa/red)