Eine Hauptrolle gefällig? Mit 2.730 Euro ist man dabei!

Im Internet kann man neuerdings sogar Rollen für einen Kinofilm ersteigern: Blutige Anfänger ohne jede Erfahrung oder Talent können bei Online-Auktionen für Haupt- und Nebenrollen in dem geplanten Kinofilm "Wer ist eigentlich... Paul?" mitbieten. Wer Alter und Typ entspricht und für seinen Traum als Filmstar tief genug in die Tasche greift, hat gute Chancen auf den Zuschlag.

Die ersten Rollen sind schon vergeben. Der Stuttgarter Student Daniel etwa hat für 2.730 Euro eine Hauptrolle ersteigert. In der Filmbranche wird das Projekt allerdings kritisch bewertet.

Für den Spielfilm sollen nach und nach sechs Haupt- und 18 Nebenrollen versteigert werden. Das Gebot startet mit einem Euro und läuft zehn Tage lang. Anbieter ist Ralf List, der sich als Drehbuchschreiber, Produzent und Regisseur bezeichnet. "Wolltest Du immer schon berühmt werden? Hier ist Deine Chance", wirbt er auf seiner Internet-Seite.

"Wann hat man schon mal die Möglichkeit, vor der Kamera zu stehen?", sagt der 27-jährige Daniel. Er hatte sich schon für die Teilnahme bei "Big Brother" beworben: "Da waren Hunderte beim Casting. Da hat man doch keine Chance."

Unseriöse Bedingungen kritisiert
Die Juristin der Arbeitsgemeinschaft Neuer Deutscher Spielfilmproduzenten (München), Magarete Evers, ist allerdings skeptisch: "Die Bedingungen sind unseriös", lautet ihr Urteil. Sie hat sich die Teilnahmebedingungen für die Auktion im Internet genauer angesehen und ist dabei über widersprüchliche und unübliche Regelungen gestolpert.

So sollen die Schauspieler für ihre Rolle bezahlen, haben aber keinen Anspruch auf Spesen oder Gage. Erst wenn der Film vermarktet wird, sollen sie zwei Prozent vom Gewinn bekommen. Das sei zu wenig, sagt die Juristin und vermisst auch die Angabe detaillierter Konditionen. Außerdem werde nicht näher auf die Finanzierung des Films eingegangen.

Im Spätsommer soll Drehbeginn sein, die Finanzierung der Produktion mit niedrigem Budget sei weitgehend gesichert, sagt Anbieter List. Falls aber die weiteren Verhandlungen mit Geldgebern platzen, zerrinnen auch für die Bieter die Träume von Karriere und Berühmtheit - und die Hoffnung, von ihrem Geld etwas wiederzusehen.

Großes Restrisiko für Darsteller
"Das Restrisiko trägt der Darsteller", bestätigt List und versichert, dass der Film produziert werde. Der ehemalige Geschäftsführer eines Lokalradios wechselte nach eigenen Angaben ins Filmgeschäft, wo er an Drehbüchern "mitgeschrieben" habe. Für ihn ist das Filmprojekt mit Laien kreativ, innovativ und künstlerisch "sehr gewagt".

Juristin Evers dagegen meint, bei der Versteigerung handle es sich um ein für die Bieter riskantes Unterfangen. List scheine vom Filmgeschäft nicht viel Ahnung zu haben. "Wir sehen so etwas nicht gerne, weil es immer die Gefahr in sich birgt, dass es die Branche in Misskredit bringt", sagt sie.

Die Schweizerin Daniela ist dagegen nicht ins Grübeln gekommen. Sie hat für 1.500 Euro eine Nebenrolle ersteigert und wartet nun gespannt auf die Drehtage. "Das ist für mich die einmalige Chance, Filmluft zu schnuppern", sagt sie optimistisch. Dafür verzichtet die 24-Jährige in diesem Jahr auf ihren Urlaub. Und wenn sie Talent habe, könne sie sich vorstellen, weiter im Filmgeschäft zu arbeiten.

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