Eigenlob bei Amazon: Autoren schrieben "Leserkritiken"

Beim Internet-Buchhändler Amazon.com haben sich Autoren eigene "Leserkritiken" geschrieben, berichtet die "New York Times". Aufgeflogen sei die Angelegenheit weil durch eine Computerpanne auf der kanadischen Amazon-Seite die geposteten Kritiken anonymer Leser plötzlich unter der richtigen Email-Adresse erschienen waren.

Mehrere prominente Autoren hatten für die eigenen Bücher lobende Kritiken verfasst und ihre literarischen Werke jeweils mit der Höchstnote, fünf Sternen, versehen. Rund zehn Millionen Leserkritiken sind beim Internet-Buchhändler veröffentlicht, und jede Woche kommen neue hinzu. Die Rezensionen zählen zu den beliebtesten Beiträgen.

Lobende "Kritiken" für eigene Werke
Einer der Autoren, die sich selber eine überschwängliche Kritik geschrieben hatten, gab dies auf Anfrage der "New York Times" offen zu. Als Autor müsse er sich wehren, wenn andere die Möglichkeit nützen könnten und völlig anonym sein Buch verreißen, verteidigte er sein Vorgehen. Schließlich gehe es auch um Verkaufszahlen.

"Literaten-Krieg" im Web
Bei den weiteren Recherchen stieß die Zeitung auf einen wahren "rhetorischen Krieg" in den anonym eingesandten Kommentaren. Ein Autor gestand etwa, das Buch einer Kollegin verrissen zu haben, weil er die lobenden Kritiken für sie für "überschätzt" hielt. Ein anderer berichtete, dass manche Autoren Freunde und Familienangehörige dazu anhielten, als anonyme Leser zu posieren und positive Rezensionen für ihre Bücher zu schreiben. Das Buch einer weiteren Autorin wurde offenbar im Internet von einer ganzen literarischen Gruppe kritisiert, die mit ihrem Stil nicht einverstanden ist, vermutete ein anderer Literat.

Als "unglücklichen Fehler" bezeichnete Amazon-Sprecherin Patricia Smith die unbeabsichtigte Veröffentlichung der Namen der Kritiker. Dies werde nicht wieder vorkommen. (APA)