Deutsche Telekom stellt T-Online-Internet-zugang in Österreich ein

Die Internettochter der Deutschen Telekom, T-Online, stellt ihren Internetzugang in Österreich ein. Betroffen sind davon sind rund 350.000 Kunden. Der österreichische Markt sei "auf Grund der Größe und der Marktsituation nicht mehr attraktiv", sagte ein Sprecher der deutschen Konzernzentrale.

Die Kunden - aktuelle Zahlen wurden nicht bekannt gegeben - sollen noch heute über die Vertragskündigung informiert werden. In dem Schreiben empfiehlt ihnen T-Online den Wechsel zum Konkurrenten UTA, mit der die Deutsche Telekom-Tochter am Montag einen Kooperationsvertrag unterzeichnet hat. Die UTA wird im Rahmen dessen den bisherigen Kunden Vorzugskonditionen anbieten.

Restrukturierung auf Österreich beschränkt
Die Restrukturierung ist laut dem T-Online-Konzernsprecher auf Österreich beschränkt. Die anderen Auslandstöchter in Frankreich, Spanien, und der Schweiz würden ihren Betrieb aufrecht erhalten, betonte der Sprecher. Laut Daten des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) hat T-Online Österreich im Vorjahr einen Umsatz von 1,75 Mio. Euro erzielt, knapp fünf Prozent mehr als im Jahr davor. Von der Einstellung des Zugangs-Bereichs sind vier Mitarbeiter betroffen.

Die übrigen rund 30 österreichischen Mitarbeiter von T-Online werden sich künftig auf den Betrieb des Internetportals konzentrieren. Das österreichische Portalgeschäft bleibt bestehen und soll auch ausgeweitet werden. Neben t-online.at wird das Unternehmen künftig etwa auch die UTA-Homepage betreuen.

Übernahme scheint unwahrscheinlich
Die frühere T-Online Österreich-Chefin Alexandra Reich war erst im März in den UTA-Vorstand gewechselt. Die UTA kooperiert mit der Deutschen Telekom auch bereits im Netzwerk- und im IT-Bereich. Eine vollständige Übernahme der UTA durch die Deutschen ist derzeit aber kein Thema. Es gibt keine Gespräche, betonte UTA-Sprecher Martin Halama. Die Deutsche Telekom wollte diesbezügliche Spekulationen nicht kommentieren. In Konzernkreisen wurde eine Übernahme nach den jüngsten Entwicklungen aber als unwahrscheinlich bezeichnet.

Kunden werden bis 30. Juni vom Netz getrennt
Nach der Einstellung des Internetzugangs durch T-Online Österreich sollen die Kunden bis 30. Juni vom Netz getrennt bzw. zu einem neuen Betreiber übergeführt werden. Wer zur UTA wechselt, erhält für die Umstellung etwas länger Zeit. Die E-Mails werden zu den neuen UTA-Accounts weitergeleitet. Eine Weiterleitung zu anderen E-Mail-Providern sei nicht möglich, erklärte eine T-Online-Sprecherin. Konsumentenschutzrechtlich sei dies geprüft.

Einstellung sei "richtig und absolut sinnvoll"
Unterm Strich war T-Online nur knapp dreieinhalb Jahre als Internet-Betreiber am österreichischen Markt präsent. Das Unternehmen war erst im Jahr 2000 in Österreich gestartet. Aus Sicht der früheren T-Online Österreich-Chefin - nunmehr UTA-Vorstand - Alexandra Reich ist die Einstellung des Internetzugangs der Deutschen Telekom in Österreich dennoch "richtig und absolut sinnvoll".

T-Online sei in Österreich "relativ spät" auf den Markt gekommen. In dem engen Marktumfeld sei es nicht einfach gewesen, organisch zu wachsen, meinte Reich. Die UTA hofft, "möglichst viele Kunden gewinnen zu können". Derzeit hält das Unternehmen bei 350.000 Internetkunden. Eine Zielgröße für Jahresende wollte Reich nicht nennen.

Durch Rationalisierungen in Gewinnzone
T-Online-Konzernchef und Deutsche Telekom-Vorstand Thomas Holtrop hatte erst vergangene Woche erklärt, dass die Auslandstöchter durch Rationalisierungsmaßnahmen heuer in die Gewinnzone gebracht werden sollten. "Unser strategisches Ziel ist es, mit unseren ausländischen Beteiligungen in diesem Jahr die Profitabilität zu erreichen", sagte Holtrop bei der Hauptversammlung des Konzerns in Köln.

T-Online ist größter Internetprovider Europas
Im vergangenen Jahr hat T-Online noch einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 45 Mio. Euro geschrieben, nach einem Minus von noch 85 Mio. Euro im Jahr davor. Österreich spielte mit 1,75 Mio. Euro dabei eher eine untergeordnete Rolle. Der T-Online-Umsatz in allen Auslandsgesellschaften ist im Vorjahr von 124 auf 171 Mio. Euro gestiegen, der Konzernumsatz insgesamt erhöhte sich um 18,1 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro. Weitgehend gleich auf mit dem italienischen Tiscali-Konzern gilt T-Online als der größte Internetprovider in Europa. Ende 2003 hatte T-Online laut Holtrop über 13,1 Millionen angemeldete Kunden. Allein im ersten Quartal hat der Konzern ihm zufolge knapp 300.000 weitere Kunden gewonnen.
(APA/red)

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