Der Bürohengst kann auch digital wiehern:
MA 2.0 - Amt und Hürden bei E-Government

Wir erleben eine Revolution in der öffentlichen Verwaltung, und die Plattform dafür ist das Internet. Über Jahrhunderte aufgebaute Barrieren zwischen Amt und Bürger werden niedergerissen, Transparenz, Offenheit und Zusammenarbeit zählen. Das neue Amt will die Bürger erreichen und nicht mehr darauf warten, dass jemand zur Tür hereinkommt“, gab sich Achim Kaspar von Cisco Austria bei den Technologiegesprächen in Alpbach revolutionär.

Nun ja, ganz so ist es nicht. Noch nicht. Zwar ist Österreich im europäischen Vergleich schon seit Jahren E-Government-Spitzenreiter, so manche bürokratische Hürde gibt’s aber noch. Stichwort Bürgerkarte: Immer wieder hört man von ihr, immer wieder sorgt sie aber auch für fragende Gesichter. Zu undurchsichtig ist vielen das System, zu umständlich die Anwendung. Und das nicht ohne Grund: Um eine Bürgerkarte zu aktivieren und diese für die E-Signatur einzusetzen, bedarf es einiger, nicht unbedingt unkomplizierter Vorbereitungen. Das verunsichert. Unterstützung bietet das Servicecenter des Bundeskanzleramtes (Ballhausplatz 1.), wo die Bürgerkartenfunktion aktiviert und Amtswege auch direkt erledigt werden können. Das gefällt.

Regionale Unterschiede
Abseits davon ist und bleibt Help.gv.at erste Anlaufstelle für virtuelle Behördenwege. Das Serviceportal verzeichnet immerhin eine halbe Million Zugriffe im Monat. Kein Wunder, lassen sich hier doch sämtliche zur Verfügung stehenden Amtswege durchstöbern und auch gleich erledigen. Jedoch mit Unterschieden: Während Diebstahlsanzeigen mit Tatort Wien online eingebracht werden können, muss man bei Vorfällen in den Bundesländern ein PDF-Formular ausdrucken, ausfüllen und einschicken. Die Anzahl möglicher Online-Amtswege ist also ortsabhängig; beim Gros der Fälle davon, wo der Antragsteller gemeldet ist. Bedenklich: Einige Gemeinden haben noch gar keine Online-Formulare im Angebot. Dennoch: Ein Gutteil der Geschäfte lässt sich reibungslos abwickeln. Benötigt man etwa eine Strafregisterbescheinigung, landet die nach Ausfüllen eines Online-Formulars und E-Signatur mit der Bürgerkarte binnen kürzester Zeit im Postfach bei Meinbrief.at. Ganz gleich, wo in Österreich man zuhause ist.

Zukunftspost
Meinbrief.at wiederum ist ein Service von Raiffeisen Informatik und HPC Dual, der es Privatpersonen neuerdings ermöglicht, eingeschriebene Briefe sowohl zu empfangen als auch zu versenden. Das alles über eine recht simple, wenn auch optisch verbesserbare Oberfläche. Manko: Auch hier funktioniert der komplette Service nur mit Bürgerkarte. – Anders soll das beim Zukunftsprojekt der Österreichischen Post AG werden. Die Idee: Kunden sollen ihre Briefe bald per E-Mail an die Post senden können, wo sie ausgedruckt und als klassische „Papierbriefe“ weitergeschickt werden. Als Alternative zur Bürgerkarte soll die elektronische Signatur hier mit mobilen TANs (Transaktionsnummern per SMS) erfolgen, wie man sie bereits von Online-Banking-Systemen kennt.

(E-MEDIA/Snitily)

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