"Das ist der Wandel des Jahrhunderts": IT-
Visionär Don Tapscott im FORMAT-Interview

Die Grundidee von Wikipedia ist mehr als eine Software, die Leuten hilft, gemeinsam ein Dokument zusammenzubauen“, sagt IT-Visionär Don Tapscott. Für ihn ist Wikipedia die Blaupause für die neuen Formen der Zusammenarbeit in einer globalisierten Weltwirtschaft. Er hat dafür den Begriff „Wikinomics“ geprägt und im gleichnamigen Buch sieben Geschäftsmodelle beschrieben, wie Unternehmer das Kollektiv nützen können. Über diesen fundamentalen Paradigmenwandel wird er am „talk the future“-Kongress im September im Krems sprechen:

Format: Sie beschreiben in „Wikinomics“, wie die kanadische Goldmine Goldcorp. mit dem Open-Source-Prinzip den Turnaround schaffte. Goldcorp. öffnete Geologen in aller Welt die Datenbanken und fand mit deren Hilfe schneller neue Abbaugebiete. Sind Sie auch in der europäischen Old Economy fündig geworden?

Tapscott: BMW ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Ingenieure und Kunden außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets dazu bringt, ein Fahrzeug mit- und weiterzuentwickeln. Dreiviertel dieser Autos sind von einem weltweiten Netzwerk aus Lieferanten konstruiert und montiert worden. Und da gibt es natürlich noch mehr Beispiele, aber darüber werden wir in Krems sprechen.

Format: Wikipedia ist kostenlos, wie taugt das als Schnittmuster für ein Unternehmen, das Geld verdienen muss?

Tapscott: Wikipedia ist eine Metapher für Zusammenarbeit. Gleichgesinnte kommen zusammen und schaffen außerhalb der traditionellen Organisationen etwas Neues. Bei Wikipedia haben Zigtausende etwas geschaffen, das qualitativ so gut ist wie die Enzyklopaedia Britannica.

Format: Wer nicht teilt, verliert also. Obwohl wir erst am Anfang dieser kollaborativen Wirtschaft stehen: Lassen sich schon Verlierer ausmachen?

Tapscott: Klarer Fall, die Musikindustrie. Seit es das Internet gibt, geht’s denen richtig schlecht, weil sie die Chance dieser globalen Verteilungsplattform nicht ergriffen haben, sondern dagegen kämpften. Mit dem Ergebnis, dass sie jetzt kollabieren. Die Industrie, die uns die Beatles gebracht hat, verklagt heute Teenager. Es ist kein Zufall, dass Madonna nicht bei einer Platten-, sondern einer Produktionsfirma unterschrieben hat, McCartneys Label Starbucks heißt und Radiohead überhaupt keinen Plattenvertrag mehr haben, sondern die Songs ins Netz stellen. Der alte Zugang – wir müssen alles selber haben – funktioniert nicht mehr. Das ist keine graue Theorie, sondern Praxis, die wir in unseren Forschungsprojekten beweisen konnten.

Format: Was sagen Sie den Managern, die Sie beraten?

Tapscott: Dass wir durch den größten Wandel des Jahrhunderts gehen. Das ist keine dot.com-Blase, das ist der Real Deal. Wir machen gerade die ersten Schritte, aber nur wer die profunden Änderungen jetzt kapiert, wird erfolgreich sein. Und da hat die digital aufgewachsene Generation ganz klar einen Startvorteil. Sie wird das Ding vorantreiben.

Die ganze Story lesen Sie im FORMAT Nr. 33