Das Leben im Web: Online-Tagebücher immer beliebter

Eva kann nicht schlafen. Vielleicht, weil sie verliebt ist. Wenn Eva nicht schläft, dann schreibt sie. Über ihre Liebe, an ihre Liebe: "Ich verliebe mich, wenn ich von Dir lese, wenn ich von Dir höre und wenn ich mich Deiner erinnere. Ich bin in Deine Gestik, Deine Mimik, Deine Wortwahl verliebt." Eva schreibt Tagebuch - nicht heimlich, im Kämmerchen, sondern öffentlich. Zu lesen für jedermann via Internet.

Weblogs - eine Art virtuelles Surftagebuch, versehen mit Links und Foren, in denen jeder Beiträge kommentieren kann - sind binnen kürzester Zeit vom Liebkind der Internet-Freaks zum heimlichen Internet-Star geworden. Allein die Suchmaschine Google.com (kaufte im letzten Jahr das mit einer Million Usern größte Weblog-Portal, Blogger.com ) verweist auf über drei Millionen Einträge zu Logs, der Löwenanteil davon in den USA. Sogar US-Präsident George W. Bush treibt via (belächeltes) Weblog unter www.georgewbush.com seinen Wahlkampf voran.

Österreich greift zur Internet-Feder
"Die Weblog-Software ermöglicht es auch Menschen ohne große technische Vorkenntnisse, im Internet zu publizieren", sagt Community-Experte Alex Ostleiter vom österreichischen Weblog-Portal Twoday.net. Seit Start im Februar 2003 wurden bereits 1.400 Weblogs angelegt, bis zu 30.000 User lesen täglich. Oder kommentieren per Posting - und werden damit zum Mitautoren des Netztagebuchs.

Die Themenbandbreite ist schier grenzenlos: Sie reicht von Musik über Politik bis zum Geschlechterkampf. Manche Weblogs sind nützlich, viele sehr intim. Sie zu lesen ist manchmal informativ, oft amüsant, vor allem aber voyeuristisch. Und: Einmal angefangen, kann man sich dem Flair der Internetliteratur nur schwer entziehen.

Weblog ist weiblich
"Die Definition, was ein richtiges Weblog ist, wird immer schwieriger", sagt Walter Fikisz, der an einer Diplomarbeit über Weblogs schreibt. "Eigentlich waren sie mehr als Surf-Logs, also Verlinkungen mit externen Inhalten, gedacht. Mittlerweile geht der Trend zu privaten Tagebüchern - geschätzte 80 Prozent der Logs."

Und die liegen - im eigentlich männerdominierten Internet - klar in weiblicher Hand. 60 Prozent der Weblogger sind Frauen, nur 40 Prozent Männer.

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