Bush vs. Kerry: Der US Wahlkampf spielt sich zu einem guten Teil im Internet ab

Wie in den Umfragen, so liefern sich US-Präsident George W. Bush und sein demokratischer Herausforderer John Kerry auch in ihren Online-Kampagnen ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide versuchen in ihren Internet-Auftritten Freiwillige zu mobilisieren, Spenden zu sammeln und ihre politischen Ziele zu verdeutlichen. Aber bei beiden bleiben auch Wünsche offen.

Wenn es um die Möglichkeiten geht, Unterlagen zu den politischen Positionen zu finden, liegt der demokratische Kandidat für das Vizepräsidentamt, John Edwards, noch vor den beiden eigentlichen Kandidaten. Bush bietet hier aber mehr als Kerry. Dafür ist dessen Biografie viel ausführlicher. Auch über seine Frau Teresa Heinz Kerry erfährt man mehr als das sonst übliche. Laura Bush bekommt gerade einmal acht Absätze.

Online Spenden
Angesichts der Bedeutung von Spenden in diesem Wahlkampf, in dem das Geld mit über den Ausgang entscheiden dürfte, ist es kein Wunder, dass es Bush und Kerry ihren Besuchern leicht machen, gleich online zu spenden. Kerry hat hier zudem noch Links zu seinen offiziellen Spendenberichten und seinen persönlichen Einkommensverhältnissen. Über seine Frau und ihr Millionenerbe steht hier aber nichts. Wer wissen will, wie viel die Mitarbeiter zum Beispiel großer Ölfirmen den einzelnen Kandidaten gespendet haben, erfährt bei beiden nichts. Bei Kerry gibt es immerhin einen Link zu einer unabhängigen Web-Site, die größere Spenden erfasst.

Transparenz
Bush veröffentlicht alle Spenden, nicht nur die vom Gesetz vorgeschriebenen. Das ist sicher im Sinne einer transparenten Politik zu begrüßen, aber es wäre auch gut, wenn den Spendern deutlicher gesagt würde, dass alle Beiträge zum Wahlkampf öffentlich gemacht werden. Bei Bush ist der Hinweis weiter unten auf der Seite versteckt, bei Kerry steht die entsprechende Datenschutzerklärung an ganz anderer Stelle.

Bei Bush gibt's Cookies
Wie der Datenschutzexperte Richard Smith zudem mitteilte, bekommen Besucher der Bush-Site zwei so genannte Cookies auf ihre Rechner, kleine Programme zur Verfolgung des Besucherverhaltens. Laut Smith gab es früher bei Kerry auch Cookies, diese wurden aber eingestellt. Im Sicherheitsbereich könnten beide auch noch mehr machen. Passwörter für den Zugang zu besonderen Bereichen der Wahlkampf-Web-Sites werden ungeschützt per E-Mail versandt.

Mundpropaganda
Beide Politiker rufen ihre Anhänger auf, Briefe an Zeitungen zu schreiben, sich an Talk-Sendungen im Radio zu beteiligen, Newsletter zu abonnieren und E-Mails an Bekannte weiterzuleiten. (Wenn letzteres die Wahlkampfmannschaft selbst machen würden, wäre dies Spam.) Auf Bushs Web-Site gibt es einfaches Programm, in dem man die Postleitzahl eingibt und schon die wichtigsten Medienadressen am Ort bekommt.

Blogs der Kandidaten
Die Web-Sites beider haben auch Tagebücher, so genannte Blogs. Hier ist Bush mit Icons und Bannern bunter und auch patriotischer. Kerry wirkt dafür ehrlicher und klarer. Bei ihm können auch Besucher Nachrichten hinterlassen, es gibt Links zu inoffiziellen Sites.

Keine mobilen Infos
Beide reichen hier aber nicht an das heran, was Howard Dean und auch Wesley Clark im Vorwahlkampf der Demokraten boten. Beiden machten es ihren Anhängern unter anderem auch leicht, eigene Blogs und persönliche Web-Sites aufzubauen. Informationsangebote für Mobilgeräte sind sowohl bei Bush als auch bei Kerry praktisch nicht existent. Auch ist es nicht gerade einfach, andere Anhänger zu kontaktieren. Dean bot hier viel mehr. Echte Innovationen haben aber nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob man sich schließlich durchsetzt. (apa)

Info-Links:
George W. Bush
John Kerry