Bundestrojaner steht unter heftiger Kritik:
Sicherheitsfirmen ungern in der Zwickmühle

In der Diskussion um den Einsatz von staatlicher Spionagesoftware, dem so genannten Bundestrojaner, meldet sich der deutsche Sicherheitsspezialist G DATA äußerst skeptisch zu Wort. "Die klare Aufgabe, die wir von unseren Kunden erhalten haben, ist der Schutz ihrer Daten", sagt G-DATA-Vorstand Dirk Hochstrate. Die IT-Sicherheitsunternehmen müssten ihre Scanner zum Schweigen verdammen, wenn staatliche Stellen ihre Schadprogramme einschleusen wollen. "Das ist sicherheitstechnisch extrem riskant", so Hochstrate.

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird die Möglichkeit der Online-Durchsuchung von Computern mit Hilfe von polizeilichen Trojanern diskutiert. Der deutsche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble will künftig Online-Durchsuchungen von Privatcomputern ermöglichen. Dienen soll dies der Terrorbekämpfung, so das Argument. "Wenn Verdachtsmomente gegen eine Person vorliegen, hindert die Behörden niemand daran, eine Hausdurchsuchung zu beantragen und den Computer zu beschlagnahmen. Beschuldigte haben dann aber die Möglichkeit, selbst Rechtsmittel zu ihrer Verteidigung einzusetzen", argumentiert hingegen Datenschützer Hans Zeger von Arge Daten.

Wechselbad zwischen Gut und Böse
Festzuhalten in der Diskussion ist in jedem Fall, dass es um Software geht, die ohne Einwilligung des Nutzers installiert wird. Dabei werden von den Ermittlungsbehörden bekannte Lücken im Computersystem ausgenutzt, um die Programme einzuschleusen und zu installieren. Dabei müssten jedoch die Hersteller von Security-Software mitspielen, die schließlich zwischen guter und böser Spyware unterscheiden sollen. Kommt eine entsprechende gesetzliche Bestimmung, so würden diese Unternehmen in der Zwickmühle zwischen Staats- und Kundeninteressen sitzen.

Auf Seiten der Kunden
Von der Spionagesoftware der Ermittlungsbehörden ausgenutzte Lücken in Computersystemen oder Fehler bei der Programmierung können ihrerseits von Wirtschaftskriminellen oder anderen Trittbrettfahrern ausgenutzt werden. Dies könnte mittel- und langfristig auch zu einem gravierenden Vertrauensverlust in die Sicherheit deutscher und europäischer Sicherheitstechnologie führen, warnen die Hersteller von Sicherheitssoftware. "Solange bei uns der leiseste technische Zweifel besteht, dass künstliche Sicherheitslücken für Bundestrojaner ebenso gut von Internetverbrechern und Cyberterroristen genutzt werden könnten, dürfen wir nicht zwischen guten und bösen Spionagetools unterscheiden. Bis heute ist uns nicht klar, wie die Behörden potenziellen Missbrauch ausschließen wollen", so Hochstrate. "Wir sehen uns als Anwalt des Kunden und werden alles versuchen, um ihn zu schützen." (pte/red)