85 Mio. Euro mit links: Mit Verkauf einer Studenten-Site wurden Eigentümer reich

Schlappe 5.000 Euro Startkapital benötigten die heute 26-jährigen Deutschen Ehssan Dariani, Dennis Bemmann und der 28-jährige Michael Brehm, für die Gründung ihrer Website StudiVZ. Deren Sinn: Studenten können darüber Kontakte schließen, über Professoren diskutieren, Skripten austauschen oder schlicht auf Aufriss gehen.

Im Oktober 2005 wurde das neue Portal in einem Internetcafé in Berlin-Mitte aus der Taufe gehoben. Jetzt, rund ein Jahr später, hat sich die Investition gelohnt: Mit 85 Millionen Euro bewertete die Stuttgarter Verlagsgruppe Holtzbrinck den Internetschuppen, als sie ihn vorige Woche kaufte. Das junge Gründer-Trio gehört jetzt mit einem Schlag zur neuen Elite der IT-Unternehmer. Brehm: "Wir haben mehr verdient, als wir je zu träumen wagten."

Die drei StudiVZ-Erfinder und die Risikokapitalgeber, die ihnen in der Startphase geholfen haben, profitieren massiv vom Zeitgeist: Das Internet erlebt nach dem Platzen der Dot-Com-Blase Ende der 90er Jahre seinen zweiten Frühling. Die Zahl registrierter Nutzer von Webseiten für Kontaktpflege, Chat oder das Hosten privater Fotos und selbst gedrehter Videos explodiert. Zwar sind die meisten Websites völlig unrentabel, doch die großen Verlagshäuser sehen in ihnen ein neues Geschäftsfeld mit Potenzial.

Website sitzt auf Schatz aus Mitgliedern
Auch StudiVZ war bisher streng genommen kein richtiges Unternehmen: Umsätze gibt es nach wie vor so gut wie keine, weil die Seite vorerst werbefrei und die Mitgliedschaft gratis ist. Die Folge sind monatliche Verluste in sechsstelliger Höhe. Aber StudiVZ sitzt auf einem Schatz: Eine Million registrierte User im deutschsprachigen Raum. Tendenz: steigend. Denn Studenten bauen dort ihre Online-Freundeskreise auf und laden ihre Freunde zum Mitmachen ein.

Geld soll neben klassischer Bannerwerbung durch Sponsorverträge in die Kassen fließen. Tauschen sich beispielsweise Studenten auf der StudiVZ-Website zum Thema "Wie finanziere ich mein Studium?" aus, könnte eine Bank mit ihrem Logo als Sponsor für das entsprechende Diskussionsforum auftreten. Käufer Holtzbrinck will mit solchen Ideen die Umsätze seiner Internetaktivitäten in vier Jahren von 170 auf 500 Millionen Euro steigern.

Verschärften Konkurrenz
Die Übernahmepreise für Websites steigen in lichte Höhen. Experten warnen daher vor einer neuen Spekulationsblase, die bald platzen könnte. Holtzbrinck-Manager Urban sieht das anders: "Im Gegensatz zu den 90er-Jahren ist das keine Blase, sondern ein Hype." Schließlich würden nur die Marktführer eines Internetsegments - im Falle StudiVZ: Studentenplattformen - gekauft, während vor acht Jahren auch für die fünftbeste Seite horrende Summen gezahlt wurden.

Auch die drei StudiVZ-Gründer hätten mehr herausschlagen können. Denn sowohl Facebook als auch Axel Springer legten Angebote. Springer erhöhte sein Offert zuletzt sogar auf 120 Millionen Euro - doch zu spät: Die Verträge mit Holtzbrinck waren bereits unterzeichnet. Die entgangenen Millionen bereiten den Gründern kein Kopfzerbrechen, sie sind auch so reich geworden.

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