Wenn Österreich das ewige Eis schmilzt:
Tiroler Gletscher ab September on air

Wenn Österreich das ewige Eis schmilzt:
Tiroler Gletscher ab September on air

Der deutsche Klangkünstler Kalle Laar installierte ein Mikrofon am Vernagtferner in den Ötztaler Alpen und legt so mittels Mobiltelefon eine Leitung zur Außenwelt. Ab 5. September wird jeder Anrufer direkt und in Echtzeit mit dem ewigen Eis verbunden und kann so selbst sein Ohr auf die Auswirkungen des Klimawandels legen.

Jene Menschen die tatsächlich genug Geld, Zeit und Muse haben um beim Gletscher anrufen, bringt Laars Installation direkt an den Ort des Geschehens. Dadurch setze sich automatisch eine innere Gedankenkette in Gang, meint der seit den 90er Jahren als Musiker und DJ mit Klängen experimentierende Laar.

Die Idee dahinter
Der unter anderem in Wien lebende Klangkünstler Kallen Laar erklärt die Idee hinter seiner Projekt mit dem Titel "Calling teh Galcier - A Mobile Elegy" damit das seiner Meinung nach Bilder immer mit Distanz verbunden sind, der Klang jedoch stellt eine unmittelbare und unverfälschte Nähe her, der sich niemand entziehen kann.

Wasser als Ressource
Das im April installierte Mikrofon am Vernagtferner ist Teil eines internationalen und interdisziplinären Kunstprojektes mit dem Titel "Overtures" von artcircolo in München. Die 2000 gestartete Projektreihe beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Wasser und seiner "herausragenden Bedeutung" als Ressource.

Eine Idee geht um die Welt
Erstmals vorgestellt wurde "Calling the Glacier" auf der 52. Biennale in Venedig, wo Visitenkarten vom Gletscher mit der Aufschrift "Call me" und der dazugehörigen Telefonnummer verteilt wurden. Die Pasterze am Fuß des Großglockners wird zeitgerecht zur Eröffnung der diesjährigen Ars Electronica, die vom 5. bis 11. September in Linz statt findet, mobil zu erreichen sein. Weitere Gletscher im europäischen Alpenraum sollen folgen. Zur Diskussion standen vorerst Italien, Frankreich und die Schweiz.

Die Gletscher werden knapp
Egal was man von Laars Projekt halten mag, so steckt doch ein ernster Hintergrund hinter seinem doch recht ambivalent zu betrachtenden Projekt. Der Vernagtfern wird seit 1889 beobachtet und ist somit einer der am längsten beobachteten europäischen Gletscher. Seit den 1980er Jahren verliere der Gletscher, laut Ludwig Braun, Leiter der Kommission für Glaziologie, nur noch an Masse. Alleine in diesem Sommer habe er bereits zweieinhalb Meter eingebüßt, so der Glaziologe zur APA.
Wenn man Braun Glauben schenken mag, dann kommt ein "streng negatives Jahr" auf uns, unsere Kinder und an erster Stelle auf die Gletscher dieser Welt zu.
(APA/red)

www.callingtheglacier.org