Weltgrößte Handy-Fachmesse in Barcelona: Auch drei österreichische Hersteller dabei

Die Mobilfunkbranche blickt dieser Tage nach Barcelona. Beim "Mobile World Congress 2008" werden rund 50.000 Fachbesucher erwartet, die sich heuer nach Brancheneinschätzung vor allem für Breitband-Internet und Handy-TV interessieren werden. Veranstalter ist die die GSM Association (GSMA), sie vertritt mehr als 700 Mobilfunkanbieter in 218 Ländern und Regionen. Diese versorgen über 2,5 Milliarden Menschen mit Mobilfunk, so die GSMA. Besonders viel vorgenommen haben sich heuer die Franzosen: Statt mit 48 Ausstellern wie im Vorjahr sind 2008 73 Aussteller vertreten.

Österreich ist mit drei Ausstellern vor Ort. Der Telekom-Ausrüster Kapsch CarrierCom präsentiert ein Analyse-Tool zur zeitaktuellen Auswertung der Nutzung, Last und Qualität von Telekomnetzen und Services. "Die erfassten Informationen helfen bei der Verbesserung der Service-Qualität und Erhöhung der Kundenzufriedenheit", so Vortand Kurt Plattner. Auf die Zufriedenheit älterer Hardware-Nutzer (Generation 50+) setzt das Linzer Unternehmen Emporia. Das vor 17 Jahren gegründete Unternehmen (Umsatz 2007: 30 Mio. Euro) entwickelt unter Beiziehung von Ärzten und Altersheimen Schnurlos-Telefone, Anrufbeantworter, Funkgeräte und Handys. Gefertigt werden die Geräte in China. Weiters ist noch das Wiener Unternehmen Symena in Barcelona, das sich auf Funknetzwerke spezialisiert hat. Die Firma ist ein Spin-Off der Mobile Communications Group der TU Wien.

Die Mobile World ist auch ein Tummelplatz für die Trendforscher der heimischen Mobilfunker, deren Erwartungen durchaus gestreut sind, wie ein APA-Rundruf zeigt. "Ganz generell ist zu sagen, dass die Branche erwachsen wird. Die fetten Jahre sind vorbei und die Diskussionen drehen sich stark um Konsolidierung und weniger um neue Services", so Werner Reiter, Sprecher des Marktführers Mobilkom Austria. Er sieht unter anderem folgende große Trends in der Branche: Web 2.0 wird mobil, mobiles Breitband-Internet wird zum Massenphänomen, Mobile-TV etabliert sich, das Apple-iPhone wird verstärkt kopiert, Voice over IP gewinnt an Bedeutung, Instant Messaging setzt sich durch und Mobile Marketing hebt ab.

One-Chef Michael Krammer erwartet sich von der Messe hingegen keinen besonderen Impuls. Die Zeit, in der die Branche technologiegetrieben war, sei vorbei. Nun gehe es um Anwendungen mit einem konkreten Kundennutzen. "3"-Chef Berthold Thoma meinte zur APA: "Vom Mobile World Congress erwarten wir, dass einiges gezeigt wird, was 2010 marktreif sein wird. Es werden Produktneuheiten, angefangen von brandneuen DataCards, USB-Modems bis hin zu WLAN-Router und neuen Multimediahandys präsentiert werden. Auch Fernsehen am Handy und DVB-H werden Schwerpunkte sein. Weiters wird beim Kongress mobiles Breitband in seiner Entwicklung von UMTS bis hin zu LTE (longterm evolution) gezeigt werden. Der Breitbandbedarf des Massenkonsumenten wird langfristig gesehen durch mobile Lösungen abgedeckt werden können."

Das internationale Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton rechnet jedenfalls mir einem harten Verteilungskampf um Umsätze im mobilen Internet. Dieser werde hauptsächlich über die Inhalte geführt, wobei hier wiederum insbesondere die Innovationskraft der Mobilfunker gefragt sei. Im vergangenen Jahr haben die europäischen Netzbetreiber noch 82 Prozent ihrer Umsätze mit traditionellen Sprachdiensten erwirtschaftet. Das werde sich stark ändern, konkrete Zahlen nannten die Berater nicht. Sie wiesen aber darauf hin, dass durch die immer wichtiger werdenden Discount- und Pauschaltarife bei der Sprachtelefonie die Mobilfunker gezwungen seien, ihr Heil in Datendiensten zu suchen.

Laut dem Telekom-Monitor der Telekom-Regulierungsbehörde RTR wurde in Österreich zuletzt ein Rückgang bei den Mobilfunkumsätzen registriert. Demnach sei dies auf Senkungen der Zusammenschaltungsentgelte - sprich: was die Mobilfunker einander bezahlen - und Tarifsenkungen zurückzuführen. Die Zahl der Gesprächsminuten legt jedenfalls noch immer deutlich zu. Das gleich gilt auch für SMS. Konstant steigend ist auch die Zahl der Mobilfunk-Rufnummern, die bei einem Betreiberwechsel mitgenommen werden. Einen wahren Boom gab es - von einem sehr geringen Niveau ausgehend - bei den mobilen Datendiensten. Trotzdem ist deren Zahl im Vergleich zu den Festnetzanschlüssen "noch relativ gering", so die Regulierungsbehörde.

(apa/red)