Von der Post zur Telekom Austria: Die Chronologie des Privatisierungs-Prozesses

Die Privatisierung der Telekom Austria zieht sich bereits über rund zehn Jahre. Begonnen hat es mit der Postreform 1994, der Ausgliederung zwei Jahre später und der Telekomliberalisierung 1997. In Folge die wichtigsten Schritte von der Post zur Telekom Austria:

Juni 1994 - Die Postreform wird beschlossen. Die Österreichische Post erhält ab 1.1 1995 eine Post und Telekom Austria Beteiligungsgesellschaft (PTA) zur Seite gestellt, die Beteiligungen eingehen kann, allerdings weiter 100 Prozent in Bundesbesitz bleibt. Für 1996 ist die Ausgliederung aus dem Bundesbudget geplant.

Mai 1996 - Mit 1. Mai wird die Ausgliederung Realität, nachdem sie zuvor mehrmals verschoben wurde. Unter der neuen Post und Telekom Austria AG werden zwei operative Töchter eingerichtet, die Mobilkom Austria AG und die Datakom Austria AG. Bis Ende 1999 "muss" die PTA laut Gesetz an die Börse gebracht werden.

September 1996 - Für den Mobilkom-Bereich wird ein Partner gesucht. Im November heißt es, vier Interessenten seien im Rennen.

November 1996 - Erste Etappe des Postgesetzes wird beschlossen. ÖIAG-Vorstand Johannes Ditz bezeichnet den Börsegang der PTA bis Ende 1999 als unsicher.

Dezember 1996 - Die neue PTA wird mit 44 Mrd. Euro entschuldet. Damit habe die PTA "gute Chancen im Wettbewerb zu überleben, so der damalige Bundeskanzler Viktor Klima (S).

März 1997 - Die PTA kooperiert mit British Telekom bei Daten- und Firmennetzen.

April 1997 - Der italienische Telekomkonzern Stet erhält den Zuschlag für eine 25-Prozent-Betiligung an der Mobilkom. Der Kaufpreis beträgt 8,4 Mrd. S (610 Mio. Euro). Die Sperrminorität wird über die Mobilfunktochter TIM gehalten. Die Stet wird mit der Telecom Italia fusioniert. Im Juni gibt die EU grünes Licht.

Mai 1997 - PTA und Bund einigen sich auf den Abbau von rund 5.000 der insgesamt 56.000 Mitarbeiter durch "freiwillige" Frühpensionierungen im Jahr 1998.

Juli 1997 - Das Telekomgesetz wird beschlossen.

August 1997 - Immer mehr politische Stimmen plädieren für eine Trennung der PTA in "börsefähigen Telekomberich und verbleibenden "Gelbe" Post- und Busdienst.

Oktober 1997 - Ditz spricht sich für die Hereinnahme eines Telekompartners bei der PTA aus.

Februar 1998 - Der PTA-Vorstand plant eine operative Dreiteilung in Telekom, Postdienst und Busbereich. Der Telekom-Bereich soll die gesamten PTA-Schulden von 51 Mrd. Schilling übernehmen, ein Minderheitspartner gefunden werden.

Juni 1998 - Die Trennung von Post, Telekom und Bus unter dem Dach einer Holding wird Wirklichkeit. Der Postbetrieb und der Postbus werden in neue Gesellschaften abgespalten. Der Telekombereich wird in der Telekom Austria AG (TA) verselbstständigt.

September 1998 - Nachdem sich die Deutsche Telekom aus dem Interessentenkreis für eine Minderheitsbeteiligung an der neuen Telekom Austria AG zurückzieht, bleiben Ameritech und die Telecom Italia übrig. Der TA-Aufsichtsrat beschließt: Kein Börsegang vor 2000.

Oktober 1998 - Telekom Italia wird 25-Prozent-Partner der TA und zahlt 27,23 Mrd. Schilling. Im Dezember gibt die EU-Kommission ihr Okay.

Die Mobilkom beteiligt sich an einem Konsortium, dass den Zuschlag für die kroatische VIPnet erhält.

Mai 1999 - Die TA kündigt den Abbau von 10 Prozent ihrer 18.500 Mitarbeiter in den nächsten 4 Jahren an.

Oktober 1999 - Die TA beteiligt sich mit 25 Prozent an Libro.

November 1999 - Erste Zeichen für den geplanten Börsegang der TA. Bis Ende Dezember soll eine Emissionsbank gefunden werden.

März 2000 - Die ÖIAG wird mit der Totalprivatisierung der Telekom Austria (TA) beauftragt.

April 2000 - Mobilkom-Chef Heinz Sundt wird neuer TA-Vorstandsvorsitzender. Er will die Börsepläne bis Juni fixieren. Im Mai wird Boris Nemsic sein Nachfolger bei der Mobilkom.

Juni 2000 - Die Internet-Aktivitäten werden unter der neuen Dachmarke jet2web gebündelt.

August 2000 - Der Börsegang der TA im Spätherbst wird fixiert. 25 Prozent sollen an die Wiener Börse gebracht werden. Es ist der bisher größte Börsegang Österreichs. Der Erlös wird zum Schuldenabbau bei der ÖIAG verwendet.

September 2000 - Die TA gliedert ihre 15.500 Mitarbeiter in Personalmanagementgesellschaft aus. Rund 10.000 wird die TA selbst für das Kerngeschäft brauchen, die restlichen 5.000 werden in der Personalgesellschaft geparkt. Ein Drittel soll per "golden handshake" in den Vorruhestand geschickt werden, ein Drittel umgeschult, ein Drittel für neue Bereiche eingesetzt werden.

November 2000 - Der TA-Börsegang in Wien und New York geht über die Bühne: 128,8 Millionen Aktien werden zu einem Preis von 9 Euro ausgegeben. Der Brutto-Erlös beträgt 15,9 Mrd. S (1,16 Mrd. Euro). Das Interesse von Privatanlegern ist enorm. Sundt: "Ich bin am Ende einer langen Reise."

Jänner 2001 - Die TA überrascht mit einer Gewinnwarnung, die Aktie stürzt unter 6 Euro.

Februar 2001 - Gerüchte über einen Eigentümerwechsel bei der TA tauchen auf. Neuerlich finden sich Ameritech und Deutsche Telekom unter den Genannten. Mobilkom kauft 49 Prozent an Sloweniens si.mobil.

April 2001 - Telecom Italia-Chef Roberto Colaninno signalisiert die Bereitschaft, die Anteile an der TA aufzustocken.

Oktober 2001 - Erste Gerüchte um einen geplanten Rückzug der Telecom Italia (TI) aus der TA rufen Kaufinteressenten auf den Plan. In Medienberichten taucht unter den Namen neben der Deutschen Telekom auch die Swisscom auf. Mehrere Investorengruppen sind interessiert, darunter auch eine um den Kärntner Bauindustriellen Hans Peter Haselsteiner. Ende Oktober bestätigt die TI-Führung offiziell die Ausstiegspläne aus ihrer 30-prozentigen Beteiligung.

November 2001 - Ein Swisscom-Sprecher stellt Interesse an einem Einstieg in Österreich in Abrede.

Jänner 2002 - Die Internet-Dachmarke jet2web wird wieder abgeschafft.

Februar 2002 - Einer der Vorstände der Wiener Börse, Erich Obersteiner, kündigt an, für den Erhalt der Telekom Austria auf dem Wiener Kurszettel kämpfen zu wollen.

April 2002 - Medien berichten über Pläne der ÖIAG für ein "secondary offering" zum Ausstieg der TI. Die Idee wird wieder verworfen. ÖIAG-Chef Peter Michaelis kann sich auch einen Totalverkauf der Mobilkom vorstellen.

Juni 2002 - TA kauft 25-Prozent-Anteil der TI an der Mobilkom für 690 Mio. Euro zurück.

November 2002 - TI platziert 75 Millionen TA-Aktien - die Hälfte ihres Engagement - bei Investmentbanken und erlöst damit rund 500 Mio. Euro. Der Buchverlust der Italiener beläuft sich auf knapp 470 Mio. Euro.

Jänner 2003 - Medienberichte über Gespräche zwischen TA und Swisscom. Es soll um eine Sperrminorität gehen. Die ÖIAG dementiert.

März 2003 - Sundt bestätigt Gespräche mit Swisscom, "aber keine Verkaufsverhandlungen". Für die ÖIAG wird ein neuer Privatisierungsauftrag beschlossen: Die TA soll bis zu 100 Prozent verkauft werden, möglicherweise in zwei Schritten.

April 2003 - Laut "Financial Times" sind die Gespräche mit Swisscom geplatzt. Zwei Monate später berichtet das Schweizer "Cash" neuerlich über eine Einstieg.

Juli 2003 - Laut ÖIAG gibt es keine Angebote für die TA. Eine Wandelanleihe im Volumen von 325 Mio. Euro auf 25 Mio. Aktien bzw. 5 Prozent wird begeben - die größte Unternehmensanleihe Österreichs. Der Swisscom-Chef Jens Alder bekundet Interesse an der TA, "aber bisher keine konkreten Verhandlungen". Das Interesse wird in den folgenden Monaten immer wieder bestätigt.

Dezember 2003 - Finanzminister Karl-Heinz Grasser kündigt die Voll-Privatisierung der TA noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2006, an: "Wir behalten nichts."

Jänner 2004 - TI trennt sich vom restlichen TA-Aktienpaket und erlöst 780 Mio. Euro.

Februar 2004 - ÖIAG erklärt, die Privatisierung der TA über die Börse stehe auf der Prioritätenliste "ganz oben". Der Mindestpreis, den die ÖIAG erzielen will, ist 15 bis 16 Euro pro Aktie. Gespräche mit der Swisscom gibt es laut ÖIAG-Chef Peter Michaelis nicht.

März 2004 - Swisscom-Chef Alder bekundet neuerlich Interesse an der TA.

Juni 2004 - Wieder Medienberichte über einen bevorstehenden Verkauf an die Swisscom. Laut Grasser gibt es kein neues Angebot der Swisscom.

August 2004 - Nach einem Besuch von Finanzminister Grasser bei seinem Amtskollegen Hans-Rudolf Merz werden die Übernahmepläne der Swisscom wieder spruchreif. Der Übernahmeplan sieht eine Beteiligung der ÖIAG an der Swisscom vor.
(apa/red)