Von der "Heuschrecke" zum Großaktionär: Blackstone steigt bei Deutscher Telekom ein

Eine "Heuschrecke" wird Großaktionär der Deutschen Telekom: Der US-Investor Blackstone hat sich für 2,68 Mrd. Euro 4,5 Prozent der Anteile an dem Bonner Konzern gesichert, wie es in einer Erklärung hieß. Blackstone, dem in Deutschland unter anderem das Legoland im bayerischen Günzburg, das Chemieunternehmen Celanese und Immobilien der Deutschen Bank gehören, strebt einen Sitz im Telekom-Aufsichtsrat an. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) wertete den Einstieg des Investors als Vertrauensbeweis in die Zukunft der Telekom.

Noch vergangenes Jahr hatte der damalige SPD-Parteichef und heutige Vizekanzler Franz Müntefering Finanzinvestoren wie Blackstone als Heuschrecken bezeichnet. Nun unterstrich sein Parteifreund Steinbrück, mit dem Verkauf an einen Investor stelle sich die Bundesregierung "den Herausforderungen der internationalen Kapitalmärkte". "Die Telekom hat alle Chancen, Europas unangefochtene Nummer eins im Telekommunikationsmarkt zu werden, und Blackstone wird einen wichtigen Beitrag hierzu leisten", zeigte sich der Finanzminister überzeugt.

Auch die Deutsche Telekom begrüßte den neuen Großaktionär. "Wir freuen uns, mit Blackstone einen Anteilseigner gewonnen zu haben, der eine ausgewiesene Expertise im Bereich Telekommunikation hat", erklärte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke in Bonn.

Blackstone-Chef und Mitbegründer Stephen Schwarzman betonte, sein Unternehmen strebe ein langfristiges Investment bei der Telekom an und verpflichtete sich, die Aktien mindestens zwei Jahre zu halten. Ziel sei es, das Telekom-Management "auf kollegiale Weise" dabei zu unterstützen, den Unternehmenswert zu steigern. Investoren wie Blackstone, KKR oder Apax sind in Deutschland gefürchtet, da sie Unternehmen, die sie aufkaufen, nach kurzer Zeit möglichst Gewinn bringend wieder verkaufen. Mittel zum Zweck sind dazu oft radikale Sanierungsschritte, die mit massivem Personalabbau einhergehen. Blackstone hat in Deutschland insgesamt bereits 13 Mrd. Euro investiert.

Das Aktienpaket der Telekom stammt von der staatseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), bei der der Bund seit Jahren seine Aktien der Telekom - ebenso wie die der Deutsche Post - parkt. Bei diesen so genannten Platzhaltergeschäften erwirbt die KfW die Aktien mit einem Abschlag vom aktuellen Marktkurs. Später verkauft sie die Papiere marktschonend, um den Aktienkurs nicht einbrechen zu lassen. Gleichzeitig erhält der Bund einen Besserungsschein, der ihm bei dem Weiterverkauf an den Kapitalmarkt einen Mehrerlös sichert. Mit den Einnahmen stopft die Bundesregierung Haushaltslöcher.

Nach dem vereinbarten Verkauf an Blackstone hält die KfW nur noch 17,3 Prozent an der Telekom, der Bund weiterhin 15,3 Prozent. Die Bundesregierung hatte im Sommer 2004 angekündigt, sich bis 2006 von den restlichen Telekom- und Post-Aktien trennen zu wollen. Seine Post-Aktien hat der Bund bereits vollständig an die KfW verkauft, die noch 41,7 Prozent hält.

(apa/red)