Verzögerungstaktiken und Tarifstreit: Ruf-nummernmitnahme startet mit Konflikten

Die ersten beiden Wochen der mobilen Rufnummernmitnahme waren geprägt von technischen Problemen, Verzögerungs- und Blockadetaktiken und einen Streit um die Höhe der Abmeldegebühr. Tele.ring und Hutchison ("3") haben nun eine Klage gegen die "Verzögerer" Mobilkom und T-Mobile eingebracht. Der Telekomregulator will sich mit den Betreibern demnächst an einen Tisch setzen, "um eine vernünftige Lösung" zu finden, wie der Telekom-Geschäftsführer der Rundfunk- und Regulierungsbehörde RTR, Georg Serentschy, sagte.

Die von der Mobilkom Austria, T-Mobile und One von wechselnden Kunden verlangte "Fluchtsteuer" in Höhe von 35 Euro sowie diverse Verzögerungstaktiken würden den Erfolg der Rufnummernmitnahme gefährden und ad absurdum führen, betonten tele.ring-Geschäftsführer Michael Krammer und Hutchison Austria-Chef Berthold Thoma. Deshalb haben die beiden Betreiber gegen die Mobilkom und T-Mobile eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs eingebracht, weiters wurde Infrastrukturminister Hubert Gorbach (F) in einem Schreiben aufgefordert, in den Streit um die Höhe der Abmeldegebühr einzugreifen.

Verzögerungstaktik
Seit dem Start der Rufnummernmitnahme am 16. Oktober seien allein bei tele.ring mehr als 2.000 Anfragen zu einem Wechsel eingegangen, berichtete Krammer. Tatsächlich den Betreiber gewechselt hätten in den vergangenen Tagen aber nur insgesamt 1.000 Kunden, davon seien rund 500 zu tele.ring und rund 200 zu Hutchison gewechselt. Den Grund für die Differenz zwischen Zahl der Anfragen und tatsächlichem Wechsel sehen tele.ring und Hutchison in Verzögerungstaktiken der beiden großen Betreiber.

Unfairer Wettbewerb
Fast 50 Prozent der Anfragen von Kunden, die zu tele.ring oder Hutchison wechseln wollten, seien vom Mitbewerb anfangs ignoriert worden, in den vergangenen zwei Tagen habe sich der Prozentsatz auf 10 bis 20 Prozent verbessert, erläuterte Krammer. Manche Betreiber würden die vorgeschriebene Kundeninfo nicht oder nur verzögert geben, dann würden neue Angebote gemacht, um den Kunden zu halten würden und schließlich würde vor einem Wechsel in ein angeblich schlechteres Netz gewarnt. "So darf Wettbewerb nicht ablaufen, das ist unfair", betonte Krammer.

Finanzielle Handschellen
Die Telekom Control Kommission habe bereits im Verfahren um die Rufnummernmitnahme "klar gemacht, dass dem Endkunden weder Errichtungskosten noch Routingaufwand" verrechnet werden dürften, betonte Thoma. Diese Beträge müssten die Betreiber untereinander verrechnen. Der freie Wettbewerb müsse entscheiden, wohin Kunden wechseln, und nicht "finanzielle Handschellen".

Technische Probleme
Neben Verzögerungstaktiken kämpfen die Betreiber aber auch tatsächlich mit technischen Schwierigkeiten, so etwa Hutchison. Rund 70 Kunden seien für 36 Stunden telefonisch nicht erreichbar gewesen, gestand Thoma ein. Die mobile Rufnummernportierung sei ein "technisch komplexer Prozess", der Regulator sei über die Schwierigkeiten bereits informiert worden, bemerkte Serentschy. Die Situation habe sich in den vergangenen Tagen aber bereits verbessert. Allerdings werde man auch künftig "sicher ein Auge drauf haben".

Tatsächliche Portierungskosten
Der Telekomregulator, der sich zuletzt gegen die von Mobilkom, T-Mobile und One verlangte Abmeldegebühr von 35 Euro ausgesprochen hatte, stehe auf der Seite des Konsumenten, betonte Serentschy: "Die tatsächlichen Portierungskosten sollen nicht auf den Endkunden überwälzt werden". Daher werde man die Betreiber motivieren, sich demnächst freiwillig auf einen Portierungsbetrag zu einigen, den sich die Betreiber untereinander verrechnen können, um die tatsächlichen Wechselkosten abzudecken. Für eine erste Bilanz über den Erfolg der Rufnummernmitnahme sei es zu früh, eine solche könnte erst nach dem Weihnachtsgeschäft im neuen Jahr gezogen werden. (apa/red)