Unterschiedliche Terminierungsentgelte: Mobilkom fordert die Gleichbehandlung

Die Mobilkom Austria, Marktführer im heiß umkämpften österreichischen Handymarkt, fordert vom Telekom-Regulator eine rasche Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer. Die jahrelange Bevorzugung von einzelnen Mitbewerbern, vor allem von tele.ring und Hutchison ("3"), durch die vom Regulator bestimmten, aber zu langen Schutzfristen für neue Marktteilnehmer müsse rasch ein Ende haben, fordert Mobilkom-Chef Boris Nemsic. Ansonsten sei ein weiterer Personalabbau in der Branche, die bereits unter einer sinkenden Beschäftigungszahl leide, zu befürchten. Die Mobilkom plane aber aktuell keinen Mitarbeiterabbau, betonte Nemsic.

Auf Grund der so genannten asymmetrischen Regulierung habe die Mobilkom an ihre Mitbewerber zwischen 2001 und 2004 einen Nettobetrag von 80,4 Mio. Euro bezahlt, bis 2008 würden bei gleich bleibender Regulierung weitere knapp 50 Mio. Euro anfallen, berichtete der Mobilkom-Regulierungsexperte Alexander Zuser. Insgesamt hätten die Mobilkom-Mitbewerber von 2001 bis 2004 rund 350 Mio. Euro an "überhöhten Terminierungsentgelten" lukriert. "Größter Profiteur" sei der viertgrößte Betreiber tele.ring, der alleine von der Mobilkom "zur Finanzierung der Billigpreiskampagnen" bisher mehr als 40 Mio. Euro erhalten habe.

Unterschiedliche Terminierungsentgelte
Die Terminierungsentgelte, die Handynetzbetreiber ihren Mitbewerbern für die Zustellung von Gesprächen in die jeweiligen Mobilfunknetze bezahlen müssen und die einen wesentlicher Bestandteil der Endkunden-Handytarife darstellen, sind in Österreich unterschiedlich geregelt. Die Mobilkom bekommt von ihren Mitbewerbern für die Gesprächszustellung 10,86 Cent, T-Mobile 13,18 Cent, One 13,80 Cent, tele.ring 15,99 Cent und Hutchison als jüngster Marktteilnehmer sogar 19,62 Cent. Im EU-Vergleich liegen die österreichischen Terminierungsentgelte im unteren Drittel.

Vereinheitlichung geplant
Die Telekom Control Kommission (TKK), will die Terminierungsentgelte nun bis 2010 auf einem Niveau von rund 9,5 Cent für alle Betreiber vereinheitlichen. Die Vereinheitlichung müsste bereits 2006 - und nicht erst 2010 - kommen, und zwar auf einem Niveau von 10,8 Cent, forderte Nemsic heute. Einheitliche Terminierungsentgelte würden zu einer "Gesundung" des Handymarktes führen, der durch das bestehende Überangebot an Handyinfrastrukturen aktuell von Preiskämpfen, niedrigen Margen und Aktionismus statt einer Qualitätsoffensive geprägt sei, meint Nemsic. Die Margen der heimischen Mobilfunker lägen um 10 Prozent unter dem europäischen Niveau.

Gesprächsgebühren sollen sinken
Durch die Vereinheitlichung der Terminierungsentgelte würden die Endkunden-Handygebühren leicht sinken und die enormen Stützungen der Betreiber bei Gebühren und Handys zurückgehen, meint Nemsic: "Die Regulierungsfehler der Vergangenheit rächen sich heute". Auf Grund regulatorischer Auflagen für Handylizenz-Inhaber gebe es heute in Österreich zu viele Mobilfunkinfrastrukturen gemessen an der Bevölkerungszahl.

Verpflichtungen für Marktführer
Für die geplante Vereinheitlichung der Mobilfunk-Terminierungsentgelte hat die TKK zuletzt ein Konsultationsverfahren für Mobilfunkbetreiber durchgeführt, die Frist für entsprechende Stellungnahmen endet am 15. Dezember, das Thema wird in der TKK-Sitzung am 20. Dezember diskutiert. Die TKK, die im so genannten Zusammenschaltungsmarkt die "überhöhten" Terminierungsentgelte als Wettbewerbsproblem sieht, hatte die fünf Mobilfunkbetreiber Mobilkom Austria, T-Mobile, One, tele.ring und Hutchison in ihrer jüngsten Marktanalyse als marktbeherrschend eingestuft und entsprechende Verpflichtungen auferlegt.

Verträge laufen Ende 2004 aus
Die Terminierungsverträge zwischen Mobilkom und ihren Mitbewerbern laufen Ende 2004 aus und müssen dann neu verhandelt werden. Wenn es nicht zu einer freiwilligen Brancheneinigung kommt, muss der Regulator entscheiden - was zu erwarten ist. (apa/red)