Telekom-Regulator: Schutz vor Internet-Dialern wird verbessert

Die Zahl der Beschwerden von Privatkunden über zu hohe Telefonrechnungen steigt weiter stark an. Heuer werden sich die Streitschlichtungsfälle zwischen Endkunden und Telekomunternehmen von 2.183 im Jahr 2003 auf knapp 4.000 fast verdoppeln, schätzt Telekom-Regulator Georg Serentschy. Der Anstieg sei primär auf das zunehmende Angebot von Dialer-Programmen im Internet zurückzuführen. Mit der Einführung einer so genannten Rufnummerngasse für Dialer will die Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH (RTR) künftig den Schutz vor Dialern verbessern.

Internet-Einwahlprogramme, die beim Internetsurfen - vom Kunden meist unbemerkt - über das PC-Modem Verbindungen zu teuren Mehrwertnummern herstellen, dürfen demnach künftig nur mehr die Mehrwert-Nummern 0909 bzw. 0939 nutzen, die automatisch für Konsumenten gesperrt werden, erläuterte Serentschy. Für jene, die diese Mehrwertdienste ausdrücklich nutzen wollen, gebe es eine "Opt-in"-Möglichkeit. Nutzt ein Dialer nicht die vorgeschriebene Einwahlnummer, müsse die Rechnung vom Kunden auch nicht bezahlt werden. Ein ähnliches Modell gibt es bereits in Deutschland.

Mehrwertdiensteverordnung
Verankert werden soll der bessere Schutz vor Dialern in einer Mehrwertdiensteverordnung, die im Mai erlassen und bis Jahresende in die Praxis umgesetzt sein soll. Auch kostenlose und deutlich erkennbare Tarifinformationen sowie Zeit- und damit Entgeltbeschränkungen bei Mehrwert- und Faxabrufdiensten sollen in der Verordnung enthalten sein. Damit könnte die Zahl der Beschwerdefälle wegen Internet-Dialern schlagartig abfallen, hofft die RTR.

Im Vorjahr betrafen schon 35 Prozent aller Schlichtungsfälle bzw. 750 Beschwerden Internet-Dialer, 2002 waren es noch 20 Prozent bzw. 305 Beschwerden. Bis zur tatsächlichen Umsetzung der neuen Verordnung sollten Kunden die - einmal jährlich kostenlose - Einrichtung einer Tarifzonensperre für inländische Mehrwertdienste nutzen, meint Serentschy. Auch die Installation einer Schutzsoftware und ein "vorsichtiger Umgang" mit dem Internet seien ratsam.

40 Prozent mehr Schlichtungsfälle
Insgesamt hat die RTR 2003 um 40 Prozent mehr Schlichtungsfälle abgewickelt als 2002. Neben den Beschwerden über Internet-Dialer ging es vor allem um allgemeine Streitigkeiten zwischen Konsumenten und Betreibern. 37 Prozent entfielen auf diese Streitfälle, wobei es konkret etwa um die Beeinspruchung von Herstellungsentgelten oder Schwierigkeiten bei Kündigungen ging. 5 Prozent der Beschwerdefälle hatten ADSL-Breitband-Internet zum Thema. Bemängelt wurden laut RTR häufig unzureichende Produktinformationen, Unklarheiten beim Transfervolumen oder Schwierigkeiten bei der Bestellung von Upgrades.

23 Prozent der Beschwerden hatten Mehrwertdienste (exklusive Dialer) - etwa Mehrwert-SMS-Dienste - zum Thema. Konsumenten sollten sich bewusst sein, dass Chat-Dienste, das Herunterladen von Klingeltönen, verlockende Internetinhalte oder Anrufe zu vielversprechenden Hotlines immer mit Kosten verbunden seien, mahnt Serentschy. Laut Tarifinformationspflicht für Diensteanbieter ist - laut neuer Mehrwertdienste-Verordnung - weiterhin bis zur Kostengrenze von 70 Cent keine gesonderte Tarifinfo notwendig, in der Antwort-SMS muss der Tarif aber künftig angegeben werden. (apa/red)

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