Telekom: Millionenschaden durch verspätete Handelsaussetzung der Aktie

Das Scheitern des Swisscom-Deals hat den Anlegern enormen Schaden zugefügt. Weil der Handel mit der Telekom-Aktie zu spät ausgesetzt wurde, haben die Anleger in Summe deutlich über eine Million Euro verloren. Die Wiener Börse weist die Schuld von sich, den Titel nicht vor Bekanntgabe des Scheiterns ausgesetzt zu haben, da man von der ÖIAG "nicht vorab" informiert wurde.

Die ÖIAG erklärte am Freitag auf APA-Anfrage, sie habe Medien, Wiener Börse und die Telekom gleichzeitig über das Scheitern der Verhandlungen informiert. Über eine Handelsaussetzung habe die Wiener Börse zu entscheiden. Die Börse kritisiert allerdings, sie sei "nicht vorab" von der ÖIAG informiert worden. Konter der ÖIAG: Eine Handelsaussetzung zu beantragen, bevor das Ergebnis der Verhandlungen feststeht, sei - so eine Sprecherin - nicht möglich.

Nach den ersten Alarmmeldungen in Agenturen am Donnerstag zu Mittag war der Kurs vom vorherigen Niveau knapp über 14,00 Euro auf 13,37 Euro abgesackt, ehe eine automatische Volatilitäts-Unterbrechung den laufenden Handel gestoppt hat.

550.000 Aktien in einer Minute umgesetzt
Während des knapp einminütigen Kurssturzes gingen über 550.000 TA-Papiere mit einem Transaktionswert von mehr als 7,6 Mio. Euro um. Darauf setzte die Wiener Börse TA-Aktien bis 15:30 Uhr - eine Stunde nach Beginn der ÖIAG-Pressekonferenz - gänzlich vom Handel aus. Nach der Wiederaufnahme waren die Telekom-Aktien jener Investoren, deren Kaufaufträge knapp vor der Aussetzung erfüllt worden waren, schlagartig zwischen 15 und etwa 18,5 Prozent weniger wert. Zu Sitzungsende notierte die Aktie bei nur noch 11,40 Euro.

Eine zeitgerechte Handelsaussetzung vor der Bekanntgabe des Scheiterns der Verhandlungen mit Swisscom hätte diesen Fall von ungleicher Informationsverteilung verhindern können. Denn während die Verkäufer vor der Handelsaussetzung über den geplatzten Deal offenbar bereits informiert waren, wurden noch viele Kaufaufträge erfüllt, die vor dem Bekanntwerden des Scheiterns der Verhandlungen ins Handelssystem gestellt worden waren. Um das zu verhindern, wird im Zuge einer Handelsaussetzung generell das gesamte Orderbuch in der entsprechenden Aktie gelöscht.(apa/red)