Telekom Austria: Der Konzern erwirbt eine Kaufoption für die bulgarische Mobiltel

Die börsenotierte Telekom Austria (TA), die im Mobilfunk neben Österreich auch in Kroatien, Slowenien und Liechtenstein tätig ist, hat einen weiteren Schritt zur Übernahme des bulgarischen Handynetz-Betreiber Mobiltel gesetzt und sich eine Kaufoption auf den bulgarischen Marktführer gesichert. Die Option gibt der TA das "alleinige und unwiderrufliche Recht", 100 Prozent der Mobiltel zu einem Unternehmenswert von bis zu 1,6 Mrd. Euro gegen Ende 2005 zu erwerben.

Der Preis für die Kaufoption beläuft sich auf bis zu 80 Mio. Euro und würde im Falle eines Erwerbs auf den Kaufpreis angerechnet werden, hieß es am Freitag in einer Pressemitteilung. Die Option werde im 1. Quartal 2005 zur Zahlung fällig und könne im 3. Quartal 2005 ausgeübt werden. Bis zu 150 Mio. Euro des Kaufpreises seien an die Erreichung von operativen und finanziellen Erfolgskriterien im Jahr 2005 gebunden und würden im 2. Quartal 2006 zur Zahlung fällig.

Für Telekom-Austria-Generaldirektor Heinz Sundt stimmen die Konditionen der Mobiltel-Übernahme "perfekt mit den Kriterien überein, die wir für unsere Expansionspolitik kommuniziert haben". Die Mobiltel sei ein "erstklassiger Vermögenswert in einem höchst attraktiven Markt". Mobilkom-Chef und TA-Mobilfunkvorstand Boris Nemsic wird als nicht-stimmberechtigter Beobachter bei Sitzungen des Aufsichtsrats und des Vorstands der Mobiltel AD zugelassen. Die Mobiltel-Übernahme bedeute einen "unglaublichen Schub" für das TA-Mobilfunk-Geschäft, das sich mit einem Schlag verdopple, bemerkte Nemsic.

Kundenzahl der Mobilkom-Gruppe steigt auf 8 Mio.
Durch den Deal steige die Kundenzahl der Mobilkom-Gruppe von 5 auf 8 Millionen Handykunden, der Umsatz im Mobilfunkgeschäft werde um weitere 450 bis 500 Mio. Euro steigen, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) werde sich um 290 Mio. Euro erhöhen, so Nemsic. Der bulgarische Mobilfunkmarkt habe noch großes Potenzial, die Mobilfunkpenetration werde heuer von 52 Prozent per Jahresmitte auf 57 Prozent steigen.

Die Übernahme der Mobiltel durch die TA wäre neben dem OMV-Einstieg bei der rumänischen Petrom eine der größten österreichischen Akquisitionen im Ausland. Finanziert werden soll der Deal zum größeren Teil aus dem Cash-Flow und zum geringeren Teil mit einer Unternehmensanleihe. Die Höhe der Anleihe ist noch offen. Für die TA ist das bereits der zweite Versuch, die Mobiltel zu übernehmen, nachdem erste Verhandlungen im Spätherbst 2003 abgebrochen wurden.

Die Mobiltel hat einen Marktanteil von rund 67 Prozent und wird heuer voraussichtlich die Marke von 3 Millionen Kunden überschreiten, von denen jeder durchschnittlich um rund 13 Euro pro Monat telefoniert. Der Jahresumsatz lag 2003 bei 432 Mio. Euro (2002: 384 Mio. Euro), im ersten Halbjahr 2004 wurde mit 2.150 Mitarbeitern ein Umsatz von 226 Mio. Euro (+11,2 Prozent) erwirtschaftet. Das EBITDA stieg im 1. Halbjahr von 131 auf 148 Mio. Euro, der Nettoüberschuss betrug 107 (90) Mio. Euro. Die Mobiltel wird sehr wahrscheinlich auch in das Geschäft mit der dritten Mobilfunkgeneration UMTS einsteigen. Die Vergabe von UMTS-Lizenzen ist für März 2005 vorgesehen.

Die Mobiltel gehört einem Konsortium von österreichischen und internationalen Finanzinvestoren. 40 Prozent wurden von sieben Investmentgesellschaften rund um ABN Amro Capital, Citigroup und CVP gekauft. Die restlichen Anteile gehören zu 40 Prozent dem österreichischen Geschäftsmann Martin Schlaff, je 10 Prozent halten der Industrielle und frühere ÖVP-Obmann Josef Taus und der Berater Herbert Cordt. (apa)