Telefonieren im Zug für alle Passagiere:
ÖBB wälzt Zuständigkeit auf Mobilkom ab

Telefonieren im Zug soll nun doch für Kunden sämtlicher heimischer Mobilfunkanbieter möglich werden, allerdings mit Verspätung. Die ÖBB spielen den Ball jetzt an die Betreiber weiter. Sie sollen sich über die gemeinsame Nutzung von zusätzlichen Sendeeinrichtungen einigen, die die Mobilkom Austria in den vergangenen Monaten eingebaut hat.

"Unser Ziel ist, dass ein Mobilfunkangebot für alle unsere Kunden erzielt wird und dass so rasch wie möglich", sagte Bahn-Sprecher Jörg Wollmann am Freitag auf APA-Anfrage. Mehr wollte er unter Verweis darauf, dass die Pläne noch heuer offiziell der Öffentlichkeit präsentiert werden, noch nicht sagen.

ÖBB wälzt Verantwortung ab
Aus Bahn-Kreisen hieß es, dass die Mobilkom notwendige Sendeverstärker für Züge zur Verfügung gestellt habe und jetzt mit den Konkurrenten über eine Weitervermietung verhandeln solle. Die ÖBB hätten darauf geachtet, dass die eingesetzten Sender grundsätzlich von allen Betreibern genutzt werden können. Jetzt liege es an den Betreibern, sich zu einigen.

Wer zuerst kommt,...
"Es ist wie bei der gemeinsamen Nutzung von Handymasten. Einer hat die Investition getätigt, wenn sich ein andere dranhängen will, muss er sich an den Kosten beteiligen", hieß es aus den Bahnkreisen. Unter anderem wurden Sender nahe den Bahnstrecken verstärkt und die bestehenden ÖBB-Lichtwellenleiter entlang der Strecke aufgerüstet, damit sie das Handy-Signal übernehmen und an die Züge weiterleiten. Zusätzliche Sender waren in den Tunnels notwendig. In den Zügen selbst wurden alte reflektierende Scheiben ausgetauscht und Antennen mit zusätzlichen Signalverstärkern eingebaut.

Vorteile für die Mobilkom
Laut "Standard" hat diese Aufrüstung entlang der Westbahn die Staatsbahn insgesamt 7 Mio. Euro gekostet, 3 Mio. Euro davon soll die - ebenfalls teilweise im Staatsbesitz befindliche - Telekom-Austria-Tochter Mobilkom beigesteuert haben. Der Vorteil für die Mobilkom: Sie kann die Anlagen zumindest anfangs alleine nützen. Schließlich sind Verhandlungen zwischen Mobilfunkern über die gemeinsame Nutzung von Sendeanlagen in der Regel zäh und langwierig.

Verstoß gegen Ausschreibungsgesetz?
Der Deal zwischen den beiden Staatsbetrieben sorgt nicht nur bei Fahrgästen für Unmut, sondern vor allem bei den Konkurrenten T-Mobile (plus Telering), One (mit Yess). One-Chef Jorgen Bang-Jensen lässt gerade prüfen, ob die ÖBB gegen das Ausschreibungsgesetz verstoßen haben. T-Mobile-Chef Georg Pöltzl sprach von einer "bodenlosen Frechheit und Packelei zwischen Staatskonzernen". Die ÖBB sehen jetzt die Mobilfunker am Zug. Man habe auch mit anderen Betreibern Gespräche geführt, anders als die Mobilkom seien diese jedoch nicht bereit gewesen, vorab Geld in die Hand zu nehmen. (apa/red)