tele.ring erteilt UMTS vorerst Absage

Die dritte Mobilfunkgeneration UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), deren Erfolg zunehmend angezweifelt und deren ursprünglich für 2002 geplanter Start immer weiter nach hinten verschoben wird, bekommt einen zusätzlichen Dämpfer: tele.ring werde UMTS nur den regulatorischen Mindestanforderungen entsprechend in einer Schmalspurversion aufbauen und erst dann kommerziell auf den Markt bringen, wenn die Technologie funktioniere und sinnvolle Dienste verfügbar seien, kündigte der Geschäftsführer des viertgrößten Handynetzbetreibers in Österreich, Hubertus Hofkirchner an. Diese Bedingungen würden aber frühestens 2005 erreicht.

UMTS eigne sich nicht für flächendeckende Anwendungen, die Geschwindigkeit der bereits verfügbaren GPRS-Technologie sei außerdem für Anwendungen auf den kleinen Handydisplays vollkommen ausreichend, ist Hofkirchner überzeugt.

GPRS auch nach UMTS-Start unentbehrlich
Die auf dem derzeitigen Handystandard GSM laufende GPRS-Technologie werde auch nach dem UMTS-Start unentbehrlich bleiben, da UMTS ab 0,8 km Entfernung von Basisstationen nicht mehr voll funktioniere. Dazu müsse man sich die Frage stellen, wie stabil eine Technologie sein könne, die auf zwei Standards - GSM und UMTS - funktionieren müsse: "Es wird Jahre dauern, bis UMTS funktioniert. Am Anfang werden weder die Geräte noch der Wechsel zwischen den Netzen funktionieren", glaubt Hofkirchner. UMTS werde außerdem nur "eine reine Datentechnologie" werden und nur dann erfolgreich sein, wenn es "offene Standards" gebe, sprich, wenn Anwendungen auf allen Betreibernetzen funktionieren würden.

Lizenz soll nicht zurückgegeben werden
Die UMTS-Lizenz will tele.ring aber dennoch nicht zurückgeben. Allerdings müssten angesichts dieser negativen Voraussetzungen für UMTS die regulatorischen Vorgaben für UMTS beseitigt werden, fordert Hofkirchner. UMTS-Lizenzinhaber müssen in Österreich bis Ende 2003 mindestens eine 25-prozentige UMTS-Netzabdeckung aufbauen. Dabei handle es sich um eine Einmischung in das Marktverhalten: "Wir sind ja keine Planwirtschaft. Die Vorgaben sind ersatzlos zu streichen", so Hofkirchner.

Hoffen auf "Lernfähigkeit" der Behörden
Zum Zeitpunkt der Lizenzvergabe seien die Aussichten für UMTS noch rosig gewesen. tele.ring hoffe, dass behördliche Institutionen "lernfähig" seien und die Lizenzbedigungen den veränderten Aussichten für UMTS anpassen würden. tele.ring sei außerdem "nicht der einzige", der mit dieser Forderung an den Telekom-Regulator herangetreten sei. Es gebe auch bereits "Signale" dafür, dass das Thema der Lizenzvorgaben im nächsten Jahr erneut aufgegriffen werde.

UMTS-Netzaufbau: Zweistelliger Mio.-Euro-Betrag
Den finanziellen Aufwand für einen UMTS-Netzaufbau nach den regulatorischen Mindestanforderungen bezifferte Hofkirchner mit einem "zweistelligen Millionen-Euro-Betrag".

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