T-Mobile klagt Yesss: Handy-Entsperr-Anleitung sei Aufforderung zum Rechtsbruch

Der zweitgrößte österreichische Handynetzbetreiber T-Mobile Austria hat gegen die One-Diskonttochter "Yesss!" eine Klage beim Handelsgericht Wien eingereicht. Die Anleitung zum günstigen Entsperren von Handys im Internet der One-Tochter sei eine "Aufforderung zum Rechtsbruch", sagte T-Mobile Austria-Sprecherin Manuela Bruck. "Yesss!" sieht die Klage gelassen.

T-Mobile untersagt seinen Kunden mittels einer Klausel im Kleingedruckten ihrer Verträge, ihre Handys selbstständig zu entsperren und verlangt pro Entsperrung 150 Euro. "Yesss!" gibt auf seiner Homepage hingegen eine Anleitung, wie man Handys - etwa im Internet - für wenige Euro oder gratis entsperren lassen kann.

Falschen Eindruck erweckt
Günstiges Entsperren lenke die Marktentwicklung in eine falsche Richtung, meint T-Mobile dazu. Man gebe den Kunden Handys, die 200 bis 300 Euro kosten, um 0 Euro und trete damit in Vorleistung, damit die Kunden auch über den entsprechenden Betreiber telefonieren und Umsätze generieren würden. Mit der Möglichkeit, das Handy günstig entsperren zu lassen, bekomme der Kunde hingegen den Eindruck, dass Handys nichts wert seien. Rechtlich beziehe man sich mit der Klage auf die Geschäftsbedingungen der Handyhersteller und ihrer Vertriebspartner.

Verunsicherung der Handyuser
Es sei positiv, dass im Zuge der Klage die heutige Praxis des Sperrens von Handys kritisch durchleuchtet werde und hinterfragt werde, ob "exorbitant hohe" Entsperrungsbeträge von 150 Euro überhaupt statthaft seien, meinte hingegen Yesss! in einer Pressemitteilung. T-Mobile wolle mit der Klage verhindern, dass Kunden das Diskont-Angebot von "Yesss!" in Anspruch nehmen. Dies sei eine Verunsicherung der Handyuser, meinte "Yesss!"-Geschäftsführer Josef Mayer. Die als Argument angeführten Stützungen der Betreiber für Handys würden durchschnittlich auch nur 30 Euro pro Wertkarten-Handy betragen.

"Klage mutet seltsam an"
"In Zeiten der Marktliberalisierung mutet eine solche Klage seltsam an, denn das hieße ja, dass unzufriedene oder wechselbereite Kunden mit Zwangsmaßnahmen dazu verhalten würden, beim bisherigen Anbieter zu bleiben oder sich gegen einen extrem hohen Betrag freizukaufen", meinte Mayer. Konsumenten müssten selbstverständlich ihre Verträge mit den Mobilfunk-Betreibern einhalten, aber das könne nicht darauf hinauslaufen, die Kunden auch nach Vertragsablauf an einen Betreiber zu ketten.

Yesss seit 1. April am Markt
"Yesss!", eine 100-Prozent-Tochter des drittgrößten Betreibers One, ist mit 1. April mit einem Diskontangebot gestartet, Kunden können zum Tarif von 9 Cent pro Minute in alle inländischen Netze und zu jeder Tages- und Nachtzeit telefonieren. Das Versenden von SMS kostet 13 Cent. "Yesss!" will bis Ende 2007 rund 250.000 Handy-Kunden gewinnen. (apa)