Siemens Hauptversammlung: Handy-Sparte wird nicht verkauft, sondern saniert

Trotz steigender Verluste setzt der Siemens-Konzern nach den Worten des scheidenden Konzernchefs Heinrich von Pierer auf eine Sanierung seiner Handysparte. "Wir haben eine gute Entwicklungsmannschaft, exzellente Werke und einen guten Markennamen. Diesen Wert gilt es zu erhalten", sagte Pierer laut Redemanuskript auf der Siemens-Hauptversammlung in München.

Pierer ließ offen, wann der Vorstand seinen Sanierungsplan öffentlich machen will. "Aber uns ist natürlich klar, dass hier Bedarf nach schneller Abhilfe und einer strategischen Neuausrichtung besteht." Bei den damit verbundenen Schritten solle die Verantwortung gegenüber den Kunden, "aber auch gegenüber den Mitarbeitern" berücksichtigt werden.

Sanieren statt verkaufen
"Siemens scheint sich entschieden zu haben, die Handysparte zu sanieren, anstatt sie zu verkaufen oder zu schließen", sagte Nomura-Analyst Richard Windsor. "Wir denken, das bedeutet, dass die verzweifelten Versuche eines Verkaufs oder der Partner-Suche gescheitert sind."

Experten erwarteten Kooperation
Experten hatten spekuliert, asiatische Firmen wie der Partner Ningbo Bird, NEC oder BenQ könnten an dem viertgrößten Handyhersteller der Welt interessiert sein. "Es läuft offenbar alles auf eine Kooperation in der Handy-Sparte hinaus", sagte hingegen ein Börsianer. Dies habe nach den anfänglichen Kursverlusten zu dem Plus bei der Aktie geführt.

143 Mio. Verlust im ersten Quartal
Im ersten Quartal des Geschäftsjahrs (Oktober bis Dezember) hat Siemens in der Handysparte einen Verlust von 143 Mio. Euro angehäuft, nach einem Gewinn von 64 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz des Bereichs ging während des wichtigen Weihnachtsgeschäfts um 21 Prozent auf 1,17 Mrd. Euro zurück. Trotz drastisch gesenkter Preise verkaufte Siemens nur noch 13,5 Millionen Mobiltelefone, nach 15,2 Millionen im ersten Quartal 2004. Der durchschnittliche Verkaufspreis fiel von 98 Euro auf 86 Euro pro Handy.

Schließung und Verkauf im Hintergrund
Ein Siemens-Sprecher hatte im Vorfeld der Hauptversammlung erläutert, dass der Konzern in der angeschlagenen Sparte weiter an den vier Optionen Sanierung, Suche nach einem Kooperationspartner, Verkauf oder Schließung festhalte. Klar sei aber auch, dass angesichts des Wertes des Handybereichs und der Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern eine Sanierung, sei es aus eigener Kraft oder mit einem Kooperationspartner, im Vordergrund stehe, sagte der Sprecher. "Schließung und Verkauf treten deshalb eher in den Hintergrund." (apa)