Siemens bekennt sich zum Handy-Geschäft: Festnetz und Mobilfunk fusioniert

Siemens hat Spekulationen um einen anstehenden Verkauf seines defizitären Mobiltelefongeschäfts eine Absage erteilt. Statt dessen werden Festnez- und Mobilfunksegment zusammengelegt. "Wir hatten die Wahl, die Mobiltelefone zu sanieren, zu schließen oder zu verkaufen", sagte Lothar Pauly, Chef der künftig fusionierten Siemens-Bereiche Mobilfunk (ICM) und Netzwerke (ICN)in London. "Wir werden sie sanieren."

Analysten hatten gemutmaßt, Siemens könnte sich im Zuge der Zusammenlegung der beiden Sparten und angesichts mangelnder Größe aus dem Endgeräte-Geschäft zurückziehen. Zuletzt hatten die Münchener im Vergleich zur Nummer zwei und drei der Branche, Motorola und Samsung, das Nachsehen - auch weil die Konkurrenz über attraktivere Produkte verfügte.

Die Siemens-Aktie notierte gegen Mittag mit 57,61 Euro um 1,2 Prozent im Minus und verlor damit in etwa so stark wie der Gesamtmarkt.

Handysparte mit Verlusten
Die Handysparte hatte im abgelaufenen dritten Quartal 2003/04 (per 30. Juni) mit 88 Mio. Euro ihren Verlust im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Den Münchenern hatten auch die massiven Preissenkungen von Branchenprimus Nokia zu schaffen gemacht. Pauly, der in London ein neues Handymodell im oberen Preissegment vorstellte, sagte, er rechne weiter mit einem Preisverfall von jährlich zehn bis 15 Prozent in der Branche.

Neues Modell SK65
Mit dem nun präsentierten SK65 bietet Siemens erstmals ein Handy an, das über die gleichen Funktionen wie der unter Managern bereits als Kultobjekt gehandelte "BlackBerry" verfügt. Der Benutzer erhält seine e-Mails auch unterwegs umgehend auf sein Mobiltelefon und kann diese über eine kleine Tastatur beantworten.

Starkes Segment: Businesshandys
"Wir rechnen damit, dass dieses Marktsegment in den kommenden Monaten kräftig wachsen und im Jahr 2006 bereits 20 Prozent des Handy-Marktes ausmachen wird", erklärte Pauly. Mit dem neuen Modell sichere sich Siemens eine gute Ausgangsposition, um dieses Potenzial auszuschöpfen.

Zusammenlegung von Festnetz und Mobilfunk
Mit der Zusammenlegung seiner Festnetz- und Mobilfunksparte will Siemens vom erwarteten Marktwachstum profitieren. "Wir rechnen damit, dass dieses Marktsegment in den kommenden Monaten kräftig wachsen und im Jahr 2006 bereits 20 Prozent des Handy-Marktes ausmachen wird", sagte Lothar Pauly, designierter Chef des neuen Bereichs Communications, am Montag in London bei der Vorstellung eines neuen Handys. Der Bereich soll aus der Fusion von Festnetz- und Mobilfunksparte hervorgehen und am 1. Oktober starten.

Wachstumgspotenzial bis zu 5 Prozent
Pauly bezifferte das Wachstumspotenzial des Kommunikationsmarktes auf drei bis fünf Prozent bis 2006, mit einem Volumen von fast 260 Mrd. Euro. "Bis Ende dieses Jahres werden 1,5 Mrd. Menschen ein Mobiltelefon haben, bis 2006 werden es zwei Milliarden sein", sagte Pauly. Über 260 Millionen Verbraucher würden bis dahin Breitbandanschlüsse nutzen. "Wir freuen uns darauf, eine führende Rolle in der Zukunft der Telekommunikation zu spielen." (apa/red)