Riskante Geheimniskrämerei beim iPhone:
Experten warnen vor hoher User-Erwartung

"Weniger ist mehr" scheint das Motto von Apple bei der Werbung für das neue iPhone gewesen zu sein - und der Hype gibt den Marketing-Strategen Recht. Kurz vor der US-Markteinführung am Freitagabend gibt es im Zusammenhang mit dem US-Computerkonzern auch in Europa kein anderes Thema. Dabei muss man hier noch bis zum Herbst auf die Kombination von Mobiltelefon und iPod-Musikspieler warten.

Apple machte aus dem iPhone selbst in der Werbung lange ein großes Geheimnis. Werbefachleute sprechen von einer meisterhaften Kampagne, die jedoch auch das Risiko in sich trage, Enttäuschung beim Kunden hervorzurufen.

iPhone um jeden Preis
Schon Tage vor dem Verkaufsstart können es einige Apple-Fans kaum mehr erwarten. Selbst die Kosten von bis zu 600 Dollar plus mindestens 60 Dollar Monatsgebühr beim exklusiven Netzbetreiber AT&T scheinen viele nicht abzuschrecken. Vor dem Apple-Geschäft in New York versammelten sich in dieser Woche bereits die ersten Interessenten, die trotz sengender Hitze zum Teil bis Freitag ausharren wollen. "Ich liebe alles, was mit Apple zu tun hat, und dies wird in die Geschichte des Mobiltelefons eingehen", sagt Jessica Rodriguez. "Mein Vater meinte, ich würde spinnen, aber dann hat er die Werbung gesehen und gesagt: 'Das will ich haben'." Ihr Vater sei 76 Jahre alt, fügt sie hinzu.

Wenig Technik, viel PR?
Mit all den Anwendungen machte der Konzern aber zunächst keine Werbung. Im Gegenteil: Lange waren viele technische Details nicht zu erfahren. Im Jänner zog Apple-Chef Steve Jobs auf der Messe Macworld einfach ein Gerät aus der Hosentasche seiner Jeans und gab eine Vorführung, die die Zuschauer von den Sitzen riss. Jobs biete eben eine meisterhafte Show, wenn es um neue Produkte gehe, sagt Kelly O'Keefe von der Virginia Commonwealth University. "Er ist im Moment besser, als er es jemals war - und er war schon immer gut." Erst in den vergangenen Wochen kamen in den USA vier neue Spots auf den Markt, die die neuartigen Funktionen des Gerätes zeigen. Diese Vorführung genüge, um das Interesse zu wecken, sagt O'Keefe. Apple sei intelligent genug um zu verstehen, dass "die Werbung dem Produkt nicht im Weg stehen darf".

"Die Konsumenten sind gnadenlos"
Einige Experten warnen jedoch, dass die Kampagne Apples Marke schweren Schaden zufügen könnte, wenn die Kunden von dem Gerät enttäuscht sein sollten. "Heute darf man nicht zu viel versprechen, wenn man zu wenig bietet, denn die Konsumenten sind gnadenlos", sagt Robert Passikoff von Brand Keys. "Es gibt einen Spruch in der Branche: Nichts tötet ein schlechtes Produkt mehr als gute Werbung." (apa/red)