Riesenandrang: Erste Handys sorgen in Kaschmir für Warteschlange

Tausende Menschen sind in der Unruheprovinz Kaschmir stundenlang Schlange gestanden, um einen der begehrten Mobilfunk-Anschlüsse zu bekommen. Handys waren in der Region lange verboten, weil die indische Regierung fürchtete, die Rebellen könnten damit ihren Aufstand organisieren.

Angesichts des Abflauens der Kämpfe und der besseren Beziehungen zu Pakistan lockerte Neu-Delhi nun die Vorschriften und kündigte die Einrichtung eines Mobilfunknetzes Ende August an.

1,6 km lange Warteschlange
Am ersten Tag der verpflichtenden Registrierung wuchs die Schlange in der Sommerhauptstadt Srinagar schnell auf 1,6 Kilometer an und brachte sogar den Verkehr zum Erliegen. Mobilfunkanschlüsse sind so begehrt, weil es in Indien Jahre dauern kann, einen Festnetzanschluss zu bekommen.

Das erste Klingeln
Der Geschäftsmann Khizr Mohammad sagte in Srinagar, er warte schon seit drei Jahren und hoffe jetzt auf eine schnellere Bearbeitung seines Antrags für ein Handy. Er wartete schon seit fünf Stunden in der Schlange. "Ich kann es nicht abwarten, das Klingeln meines Handys zu hören. Ich bin so aufgeregt", sagte Tahmina Dar, eine der wenigen wartenden Frauen.

"Es wird hart, aber ich bin bereit zu warten", vermutete der 22-jährige Student Munir Ahmad. Der Fotograf Mukesh Sharma war in der Winterhauptstadt Jammu schon weiter. Er schwenkte seine Registrierungsunterlagen wie eine Trophäe. "So etwas Verrücktes habe ich noch nie gesehen", erklärte der Geschäftsmann M.L. Raina in der Hitze von 32 Grad.

Registrierung kostet zwischen 32 und 70 Euro
Das staatliche Telekomunternehmen BSNL kündigte am Sonntag an, dass in Srinagar zunächst 13.000 Anschlüsse vergeben werden sollen. In der Stadt leben mehr als 800.000 Menschen. Jammu mit seinen 400.000 Einwohnern soll die gleiche Zahl Handys erhalten, Kaschmir insgesamt 52.000. Für die Registrierung müssen die Kunden eine Gebühr von 1.700 bis 3.700 Rupien (32 bis 70 Euro) bezahlen. Der Dienst soll in den kommenden Monaten ausgeweitet werden. Mobil telefonieren wird allerdings entlang der indisch-pakistanischen Grenze in einem Umkreis von zehn Kilometer nicht möglich sein. (apa/red)