Rekordverlust: Dt. Telekom mit 24,6 Mrd. Euro Minus

Die Deutsche Telekom hat 2002 angesichts immenser Abschreibungen einen Rekordverlust von fast 25 Mrd. Euro verzeichnet. Dies ist der höchste Verlust, den jemals ein deutsches Unternehmen verbuchte. Allerdings erzielte der Bonner Konzern im vierten Quartal einen von Analysten in der Höhe nicht erwarteten Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis.

Nach einem in der deutschen Wirtschaftsgeschichte beispiellosen Rekordverlust von 24,6 Mrd. Euro sieht Telekom- Chef Kai-Uwe Ricke die schwerste Krise des Unternehmens überstanden. "Das Ergebnis spiegelt die ernste Lage wider, in der sich das Unternehmen im vergangenen Jahr befand. Wir sind aber auf dem richtigen Weg", sagte Ricke am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in Hannover.

Keine Dividende für T-Aktionäre
Der gewaltige Fehlbetrag für das Geschäftsjahr 2002 war wegen Sonderabschreibungen auf UMTS-Lizenzen und vor allem auf die zu teuer eingekaufte US-Mobilfunktochter T-Mobile USA (früher: VoiceStream) angefallen. An der Frankfurter Börse rutschte die T-Aktie unter die Marke von zehn Euro. Das Papier verlor im Tagesverlauf rund 4,8 Prozent auf 9,46 Euro. Die drei Millionen T-Aktionäre müssen in diesem Jahr zudem auf die Auszahlung einer Dividende verzichten.

Beim Schuldenabbau kommt die Deutsche Telekom allerdings gut voran. Die Netto-Verbindlichkeiten sanken allein im vierten Quartal 2002 um 2,9 Mrd. Euro auf 61,1 Mrd. Euro. Bis Jahresende will die Telekom mit 50 bis 52 Mrd. Euro in der Kreide stehen. Mit dem Verkauf weiterer Randbereiche will das Unternehmen in diesem Jahr 6 Mrd. Euro einnehmen.

Auf der Verkaufliste befindet sich auch die französische Festnetztochter Siris. Die Gespräche über einen Verkauf seien "weit fortgeschritten", sagte Ricke. In den vergangenen Monaten hatte die Telekom bereits die restlichen TV-Kabeltöchter für rund 1,7 Mrd. Euro sowie ein T-Online-Aktienpaket für mehr als 700 Mio. Euro verkauft.

Insgesamt 50.000 Jobs werden gestrichen
Zur Sanierung des Unternehmens setzt Ricke auch auf Personalabbau. Auf die T-Com, den Festnetzbereich, kommt der größte Abbau von Arbeitsplätzen zu. Dort sollen in den nächsten drei Jahren jeweils etwa 10.000 Stellen wegfallen. Gestrafft wird auch die Zentrale: Dort sollen nur 900 Mitarbeiter verbleiben. 3.000 Beschäftigte werden in die Divisionen verlagert, 1.500 Stellen werden gestrichen.

Insgesamt will die Telekom bis Ende 2005 rund 50.000 Beschäftigte sozialverträglich abbauen. Etwa 20.000 davon sollen über eine Personalserviceagentur auf neue Stellen in der Telekom selbst oder in anderen Unternehmen vermittelt werden.

Zugleich soll die T-Com ihre Servicequalität steigern und damit auch die Kundenzufriedenheit erhöhen. Ricke sagte, er wolle mit dem Festnetz Maßstäbe in Effizienz, Qualität und Innovation setzen. T-Mobile soll seine Position als international führendes Mobilfunkunternehmen untermauern und mit einem positiven Cash-Flow zum Schuldenabbau beitragen. T-Online soll mehr Geld mit kostenpflichtigen Internetinhalten verdienen. T-Systems, einzige Telekom-Division mit Umsatzrückgang im vergangenen Jahr, soll als führender Anbieter von Computer- und Telekommunikationslösungen für Großkunden etabliert werden.

Trotz des eisernen Sparkurses werde Europas größter Telekomkonzern heuer weiter wachsen. "Bei allem Druck, mit dem wir den Schuldenabbau vorantreiben, werden wir einen Fehler nicht begehen: Uns kurzfristig gesundsparen und mittelfristig zu Tode schrumpfen", sagte Ricke. Auch ein drohender Irak-Konflikt trübe die Prognose für 2003 nicht ein.

Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich im vergangenen Jahr von 15,1 auf 16,3 Mrd. Euro. Die Telekom setzte mit 53,7 Mrd. Euro um 11,1 Prozent mehr um als ein Jahr zuvor. Wachstumsmotor war erneut das Mobilfunkgeschäft. Dort kletterte der Umsatz um knapp 35 Prozent auf 19,7 Mrd. Euro. Das EBITDA legte um fast 60 Prozent auf mehr als 5 Mrd. Euro zu. Deutlich schwächer schnitten die Festnetzsparte T-Com und das Dienstleistungsgeschäft T-Systems ab, die Umsatzeinbußen verbuchten. Die Internet-Tochter T-Online schrieb nach langer Durststrecke wieder schwarze Zahlen.

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