Preis-Harakiri bei den Mobilfunkbetreibern:
Des Kunden Freud ist des Mitarbeiters Leid

Preis-Harakiri bei den Mobilfunkbetreibern:
Des Kunden Freud ist des Mitarbeiters Leid

In Österreich bekommen Kunden sogar Geld für das Telefonieren. "3" hat das Tarifmodell umgedreht und schreibt seinen Kunden mit dem "SixBack"-Tarif Gebühren gut, wenn sie Anrufe aus anderen Netzen empfangen. Dieses Kuriosum funktioniert so: Die Netzbetreiber zahlen sich gegenseitig Gebühren für die Zustellung der Gespräche. Der jüngste mit den wenigsten Kunden bekommt die höchsten Gebühren, und davon lässt sich offenbar sogar noch ein Scheibchen für die Kunden abschneiden.

Gefechte wie "Fairplay" oder "4:0" setzen mittlerweile eherne Gesetze - wonach die Weihnachtszeit die wichtigste Zeit für An- und Ummeldungen ist - außer Kraft. "Durch den starken Wettbewerb und die attraktiven Preise ist das ganze Jahr Weihnachten", sagt Robert Chvátal. Weihnachten 2007 wird bei den Sprachtarifen deutlich weniger dynamisch sein, schätzen Branchenkenner.

Absurd finden es alle, trotzdem geht die Marketingschlacht weiter - auch darin sind sich alle einig. Selbst der einstige Ober-Speckjäger von tele.ring, Michael Krammer, mit dem 1-Cent-Tarif berühmt geworden, sieht nach seinem Deutschland-Gastspiel die Lage klar: "In Deutschland liegt der niedrigste Endkundenpreis bei 10 Cent, bei uns sind es mittlerweile 3 Cent. Der österreichische Markt ist absolut gesättigt, und er wächst auch nicht mehr." Und weiter: "Produkte für den Massenmarkt haben immer auch einen hohen Kannibalisierungseffekt in die eigene Basis." Rein rechnerisch fielen im ersten Quartal 2007 um 80 Prozent mehr Gesprächsminuten mobil als im Festnetz an, die Gesamtumsätze sind laut "RTR Monitor" dennoch rückläufig.

"Der Preiskampf bringt für die Kunden klare Vorteile. Für die Branche sind damit allerdings auch Nachteile verbunden", konzediert Mobilkom-General Boris Nemsic. "Die Investitionskraft leidet in vielen Fällen darunter, und es kann auch auf Kosten der Mitarbeiterinnen gehen." Den rauen Wind haben die Mobilkom-Mitarbeiter zwar noch nicht in größeren Kündigungswellen zu spüren bekommen, doch durch Nichtnachbesetzung wird auch dort sanft rückgebaut (siehe Grafik).

Nach den Hoch-Zeiten zu Beginn der Liberalisierung gab es bereits ab 2004 größere Restrukturierungen. One kündigte damals 225 Mitarbeiter und lagerte die Netzbetreuung komplett aus, T-Mobile baute bereits Anfang 2005 einmal im Rahmen eines konzernweiten Sparprogramms 150 Leute ab, und selbst die kleine Hutchison ("3") schlankte 2005 einige Dutzend Techniker ab. Hohes Aufkommen im telefonischen Kundenservice wird mittlerweile selbstverständlich mit externen Callcenter-Dienstleistern abgewickelt. Am Service, dem direkten Kontakt mit ihrem Betreiber, werden die Kunden bald noch mehr Veränderungen spüren.

Wer mehr zahlt, bekommt den besseren Service
"Bis jetzt läuft das Service in der Mobilfunkbranche noch nach kommunistischem Prinzip", sagt Telekomanalyst Karim Taga von Arthur D. Little. Die Differenzierung beim Service wird sich weiter verstärken. Wenn die Netzbetreiber von "Topservice" sprechen, den sie anbieten wollen, ist hier die Klientel gemeint, die auch dafür zahlt - die lukrativen Businesskunden. Kostenlose Telefonberatung ist nicht mehr automatisch mit dabei, ähnlich wie bei Lowcost-Airlines das Catering. Nutzer von Diskonttarifen zahlen für den Telefonservice schon heute: bei yesss! 14 Cent, bei bob gar 1,09 Euro pro Minute.

Für den Analysten Taga ist die Branche noch nicht weit genug mit ihren Effizienzbemühungen, und er meint damit nicht allein Cost Cutting beim Personal. "Viel Potenzial gibt es im Bereich Network Sharing. Man muss ja nicht vier Netze laufen lassen", spielt er auf die Tatsache an, dass in Österreich vier Netzbetreiber mit eigener Infrastruktur am Markt sind.

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