Poker um Telekom-Verkauf: ÖIAG plant 11 Prozent-Beteiligung an Swisscom!

Jetzt stehen die ÖIAG-Pläne zum Verkauf der Telekom Austria an die Swisscom fest. Sämtliche Staatsanteile - 42,2 Prozent - sollen an die Swisscom verkauft werden. 17 Prozent davon zahlen die Schweizer in bar, für die restlichen 25 Prozent soll die ÖIAG im Austausch 11 Prozent an der Swisscom erhalten.

Der ÖIAG-Aufsichtsrat berät kommenden Sonntag. In der Schweiz soll nächsten Mittwoch im Bundesrat über den Deal diskutiert werden.

Nach einem Bericht der "Presse" (Donnerstag-Ausgabe) soll das Fusionsprojekt den Namen "Anna Scott Thomas" tragen. "Anna", heißt es, dürfte für ÖIAG stehen, "Scott" für die Swisscom und "Thomas" für die Telekom Austria. Nach den neuen Details, die der APA aus ÖIAG-Kreisen berichtet wurden, zahlt die Swisscom der ÖIAG für 17 Prozent der Telekom Austria 1,3 Mrd. Euro in bar. Für die restlichen 25 Prozent, die die ÖIAG an der TA dann noch hält, soll der schweizerische Bund von seinen derzeit noch 62,7 Prozent an der Swisscom 11 Prozent an die österreichische Staatsholding abtreten. Allerdings soll die ÖIAG nicht Aktien an der Swisscom direkt erhalten, sondern an einer neuen, gemeinsamen Holding, die über Swisscom und TA gestülpt wird.

Telekom soll als österreichische AG bestehen bleiben
Durch einen zusätzlichen Syndikatsvertrag soll dieser ÖIAG-Anteil dann indirekt wie eine Sperrminorität (25 Prozent plus 1 Aktie) an der Telekom Austria wirken. Die Telekom Austria soll als österreichische AG bestehen bleiben - Marke und Name würden nicht verändert, heißt es aus den ÖIAG-Kreisen. In der neuen Holding sollen laut "Presse" bis zu neun Vorstände sitzen, wobei nur ein Sitz für einen Österreicher reserviert sein soll. Die Telekom Austria-Zentrale soll weiter von vier Vorständen gelenkt werden. Zwei davon würden laut Bericht allerdings aus Bern entsandt werden, nur zwei sollen aus Österreich kommen.

Wird diese Konstrukt tatsächlich umgesetzt, müssten die Schweizer auch ein Übernahmeangebot für den TA-Streubesitz legen, die Telekom Austria würde trotz Fortbestand dann in ihrer jetzigen Form dennoch vom Kurszettel der Wiener Börse verschwinden. Stattdessen soll aber künftig "ein Teil der Telekom Austria" am Wiener Kapitalmarkt notieren - welcher, ist noch nicht bekannt. Der Mobilfunkteil soll es dezidiert nicht sein. Daneben ist laut den ÖIAG-Kreisen auch eine Notiz der Swisscom-Holding an der Wiener Börse geplant.

Zweifel, ob sich die Schweizer nach der Übernahme von 42 Prozent der Telekom Austria das Pflichtangebot an die TA-Kleinaktionäre überhaupt leisten könnte, hat die Swisscom am Mittwoch umgehend zurückgewiesen. Swisscom könne für ihre Übernahmepläne bis zu 10 Mrd. Franken - umgerechnet 6,5 Mrd. Euro - aufstellen, ohne dass sich die Kreditwürdigkeit der Swisscom verschlechtert, so das einzige offizielle Statement der Swisscom in der Causa Telekom am Mittwoch.

Gewerkschaft droht mit Streik
Ganz andere Sorgen hat die Gewerkschaft. Sie sieht "tausende Arbeitsplätze in Gefahr". Aus Protest sollen in der Telekom Austria ab kommendem Dienstag Betriebsversammlungen abgehalten werden, erklärte Telekom-Betriebsratschef Michael Kolek am Mittwoch im Gespräch mit der APA. Auch einen Streik schloss er "in letzter Konsequenz" explizit nicht aus. Durch die kolportierte Konstruktion werde der Vollverkauf nur nach hinten verschoben. "Dagegen werden wir uns bis zum Letzten wehren", meinte Kolek.

Unklar ist für den Betriebsrat außerdem, ob das geplante Modell aus österreichischer Sicht überhaupt rechtlich gedeckt ist. Nach Gewerkschaftsansicht müsste die TA auf Grund des Poststrukturgesetzes zu 25 Prozent in Hand des österreichischen Bundes sein, um die mehr als 7.000 Beamten weiter zu beschäftigen. Ob eine indirekte Beteiligung dem auch entsprechen würde, müsse erst geprüft werden, meint man in der Gewerkschaft.

An der Wiener Börse hingegen scheinen die Anleger kaum noch Zweifel zu haben, dass der Swisscom/Telekom-Deal zustande kommt. Nach einer Berg- und Talfahrt schoss die Telekom Austria-Aktie mit Bekanntwerden der neuen Details über die Akquisitionspläne um mehr als 5 Prozent auf ein neues Allzeithoch. Zum Tagesschluss wurde die Aktie zu einem Kurs von 14,16 Euro gehandelt, ein Plus von 3,9 Prozent gegenüber dem Vortag. Insgesamt sind heute fast 16 Millionen Telekom Austria-Aktien gehandelt worden, das entspricht rund 3 Prozent des gesamten Telekom-Grundkapitals.
(apa/red)