ÖIAG verkauft 17 Prozent an der Telekom:
Aktien gehen für je 13,05 € an Investoren

Die Staatsholding ÖIAG hat am Donnerstag in einem Blitzverkauf 17 Prozent ihrer Anteile an der Telekom Austria (TA) zu einem Preis von 13,05 Euro je Aktie an österreichische und internationale Investoren verkauft. Die größte Transaktion in der Geschichte des österreichischen Kapitalmarktes brachte dem Finanzminister einen Erlös von 1,1 Mrd. Euro. Die TA-Aktie selbst wurde vom Verkauf beflügelt und stieg im Handelsverlauf bis 14.30 Uhr um 2,8 Prozent auf 13,24 Euro. Kritik kam von der SPÖ, die einen Verkauf unter Unternehmenswert und die Gefährdung von Tausenden Arbeitsplätzen ortet.

Mit dem Erlös von 1,1 Mrd. Euro kann die ÖIAG einen Großteil ihrer Schulden decken, die sich per Ende September auf 1,8 Mrd. Euro beliefen. Die Staatsholding, die nach dem Verkauf nun rund 30 Prozent (inklusive 5-prozentiger Wandelanleihe) an der Telekom hält, darf frühestens wieder im Juni weitere TA-Aktien verkaufen, zumal ab morgen eine 180-tägige Behaltefrist läuft. Für einen weiteren Privatisierungsschritt bei der TA braucht es nun einen neuen Aufsichtsratsbeschluss. Grundsätzlich gelte für die ÖIAG weiterhin der bisherige Privatisierungsauftrag der Regierung, wonach die TA bis 2006 "bis zu 100 Prozent" privatisiert werden muss.

Die 85 Millionen Telekom Austria-Aktien der ÖIAG wechselten heute zu einem Preis von 13,05 Euro je Aktie - und damit an der Obergrenze des zwischen 12,80 und 13,05 Euro festgelegten Preisbandes - den Besitzer. Der Preis muss formal noch morgen Vormittag vom ÖIAG-Aufsichtsrat abgesegnet werden. Der Streubesitz der TA ist damit auf rund 70 Prozent gestiegen.

Der Verkauf erfolgte heute in einem so genannten "Accelerated Bookbuilding" und wurde in rund vier Stunden durchgepeitscht. Investorenkreise bezeichneten den heutigen Verkauf von 17 Prozent an der TA als "eine der erfolgreichsten Transaktionen aller Zeiten". Die Aktien seien auch auf Grund des positiven Börsenumfelds in den USA und in Europa so gut aufgenommen worden, außerdem habe es sich dabei um einen der letzten großen Privatisierungsschritte der ÖIAG gehandelt.

Mit der halbjährigen Behaltefrist für die ÖIAG ist ein weiterer schneller Privatisierungsschritt zunächst vom Tisch. Zuletzt waren im Markt Spekulationen aufgetaucht, wonach die ÖIAG neben den 17 Prozent weitere 10 Prozent an die saudische Unternehmerfamilie Jufalli verkaufen könnte, was von der ÖIAG aber umgehend dementiert wurde.

Die ÖIAG hatte einen Teil ihrer Anteile heute über die Börse verkauft, da ein ursprünglich beabsichtigter Verkauf an einen strategischen Investor gescheitert war. Die monatelangen intensiven Verhandlungen mit der Schweizer Swisscom waren im August geplatzt. Einen Verkauf des Anteils über die Börse hatte die ÖIAG ja bereits Anfang Mai beschlossen, diese Entscheidung war dann vom Aufsichtsrat nach dem Scheitern des Swisscom-Deals neuerlich bestätigt worden.

Mit einem gleich gelagerten Blitzverkauf war bereits die Telecom Italia im Jänner 2004 aus der TA komplett ausgestiegen. Die Italiener hatten sich damals binnen vier Stunden von ihren 15 Prozent getrennt.

TA-Chef Heinz Sundt selbst hatte sich in den vergangenen Monaten wiederholt für einen möglichst raschen weiteren Rückzug der ÖIAG aus der Telekom ausgesprochen. Sundt hatte immer betont, der geplatzte Verkauf an die Swisscom sei "keine Katastrophe", die TA könne ihre geplante Wachstumsstrategie in Südosteuropa auch alleine fortsetzen. Die TA steht aktuell vor einem Megadeal in Bulgarien, dort soll die bulgarische Handyfirma Mobiltel um 1,6 Mrd. Euro übernommen werden.

Die SPÖ hat den heutigen Verkauf scharf kritisiert. "Die Regierung Schüssel und deren hoch bezahlte Vollstrecker in der ÖIAG verschleudern mit den 17 Prozent der Telekom Austria wieder einmal ein Stück Österreich", kritisierte SPÖ-Wirtschaftssprecher Johann Moser. Die Regierung führe damit neben der VA Tech den nächsten großen Technologiekonzern Österreichs "auf die Schlachtbank": "Damit werden Tausende Arbeitsplätze gefährdet", befürchtet Moser. Wie schon bei Böhler-Uddeholm, voestalpine und VA Tech verkaufe die Regierung die Telekom Austria unter dem Unternehmenswert und lasse bei der TA in Summe mehr als 300 Mio. Euro liegen. Statt einem Verkauf sollten die österreichischen Infrastrukturbetriebe in eine Infrastrukturholding eingebracht werden.

(apa/red)