Nokia wird verstärkt Services feilbieten:
Weltmarktführer setzt auf größeres Angebot

Handy-Weltmarktführer Nokia will sich unter wachsendem Konkurrenz-Druck verstärkt als Dienste-Anbieter etablieren. Das Unternehmen kündigte auf dem Mobile World Congress in Barcelona unter anderem einen Software-Marktplatz nach dem Vorbild des App Store von Apple an. Unter dem Dach des Ovi Store will Nokia auch die bestehenden Angebote an Musik, Spielen und Navigationsdiensten bündeln. Der Ovi Store soll im Mai starten, das für Juni angekündigte Multimedia-Handy N97 soll das erste sein, bei dem der Zugang zu der Plattform bereits vorinstalliert ist.

Der Schritt von Nokia bekräftigt den Wandel der Mobilfunk-Branche, die vor allem vom iPhone von Apple angestoßen wurde. Die sogenannten Smartphones - eine Mischung aus Handy und Mini-Computer - entwickeln sich immer mehr zu Alleskönner-Geräten, auf denen verschiedenste Programme laufen. "Die Verbraucher wollen Handys, die viele Sachen können", sagte Nokia-Chef Olli-Pekka Kallasvuo. Ein weiterer Trend sind die Software-Marktplätze, auf denen Entwickler ihre Programme für Mobiltelefone anbieten können. Beim Nokia Store werden die Software-Entwickler - genauso wie beim App Store von Apple - 70 Prozent der Erlöse erhalten. Auch optisch sieht der Nokia-Store dem Angebot von Apple nach den gezeigten Bildern ähnlich.

Kallasvuo betonte, mit einer Milliarde Nutzern von Nokia-Handys habe der Konzern eine solide Basis. Der Ovi Store werde auf einen Schlag 50 Mio. Nutzern offen stehen. Zum Vergleich: Apple verkaufte im vergangenen Jahr knapp 13,7 Mio. iPhones. Nokia will sich auch verstärkt auf die E-Mail-Nutzung unterwegs fokussieren. Das ist ein Markt, der derzeit vor allem von dem BlackBerry-Dienst und der Microsoft-Plattform beherrscht wird.

Schrumpfende Marktanteile
Nokia ist seit Jahren der weltgrößte Handy-Hersteller. Allerdings schrumpfte der Marktanteil im vergangenen Jahr von 40 auf 38 Prozent. Ein besonderes Problem hat Nokia bei den Smartphones: Während dieses Marktsegment im vergangenen Jahr nach Schätzungen des Konzerns um 37,6 Prozent auf 161 Mio. Geräte zulegte, stagnierte der Absatz der Finnen bei rund 60 Mio. Smartphones. Grund ist die Konkurrenz durch das iPhone und andere Anbieter wie den E-Mail-Dienst BlackBerry. Da demnächst auch verstärkt Handys mit dem Google-Betriebssystem Android auf den Markt kommen werden, dürfte der Druck auf Nokia noch zunehmen. Der Handy-Markt dürfte in diesem Jahr erstmals seit 2001 schrumpfen, bei Smartphones wird jedoch weiterhin starkes Wachstum erwartet.

Nokia versucht bereits seit mehr als einem Jahr, eine eigene Dienste-Plattform mit dem Namen Ovi (Finnisch für "Tür") zu etablieren. Neben E-Mail geht es dabei vor allem um Navigationsdienste, Spiele, Musik und den Austausch von Bildern. Ovi entwickelt sich aber eher schleppend, zudem gab es zunächst massiven Widerstand von Mobilfunk-Betreibern, die sich benachteiligt fühlten.
(apa/red)