Nokia deklassiert die Handy-Konkurrenz:
Absatz übertraf Verkaufszahlen aller Rivalen

In den vergangenen Wochen war das Geschehen am globalen Mobilfunkmarkt von den Quartalsergebnissen der großen Hersteller geprägt. Die veröffentlichten Zahlen lagen zumeist im Rahmen der Markterwartungen, Nokia und Motorola hoben sich jedoch besonders von dem Mitbewerb ab. Nokia überraschte mit unerwartet hohen Gewinnen, der angeschlagene Motorola-Konzern fand dagegen auch im abgeschlossenen zweiten Quartal keinen Weg aus der Krise.

Die Markteinführung des iPhones prägte im vergangenen Quartal indes die mediale Berichterstattung, von der aber vor allem andere Smartphone-Herstellern wie Sony Ericsson und Nokia profitierten.

Ein klarer Sieger
"Der Absatz der Mobiltelefone übertraf die Verkaufszahlen der drei stärksten Wettbewerber zusammen. Das Unternehmen konnte über alle Produktklassen Marktanteile gewinnen und vor allem die Skaleneffekte ausnutzen", so UniCredit-Analyst Roland Pitz im Gespräch mit pressetext. Die von Nokia genutzten Skaleneffekte wären vor allem in den Emerging Markets wichtig, wo Nokia beinahe eine Monopolstellung innehabe. "Hier wird es mittelfristig für andere Anbieter schwer, Marktanteile zu gewinnen", erklärt der Analyst. Nokia konnte seinen Weltmarktanteil im zweiten Quartal weiter ausbauen. Vor allem aufgrund starker Zuwächse in Asien und Europa setzte die Nummer eins unter den Handy-Herstellern 110,8 Mio. Mobiltelefone ab (plus 28,6 Prozent), so der Marktforscher IDC.

Motorola im Abseits
Motorola habe dagegen auch in der zweiten Jahreshälfte kaum Chancen auf Erholung, so die Einschätzung von Pitz. "Wenn es dem Unternehmen nicht gelingt, relativ zügig ein neues, innovatives Modell auf den Markt zu bringen, könnte ein langsames Absinken der Marktstellung einsetzen." Auch der Marktforscher Ovum sieht im Produktportfolio des Unternehmens derzeit das größte Problem. Motorola habe sowohl den Anschluss an Nokias N-Series als auch an den Erfolg von Sony Ericsson verpasst. Das Unternehmen konnte bislang nicht an den Erfolg seines Razr-Modells anknüpfen. Laut IDC verkaufte das Unternehmen im zweiten Quartal um knapp ein Drittel weniger Mobiltelefone als noch im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Quartalsergebnisse fielen schlechter aus als erwartet. Der Umsatz sank auf 8,73 Mrd. Dollar (2006: 10,82 Mrd. Dollar), der operative Verlust lag bei 158 Mio. Dollar (2006: Gewinn von 1,52 Mrd. Dollar). Zudem gab Motorola Mitte Juli eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das Gesamtjahr aus.

Nicht nur Apple profitiert vom iPhone
Bei rund 262 Mio. weltweit verkauften Mobiltelefonen im zweiten Quartal habe Apples iPhone keinen messbaren Einfluss gehabt, fügt Pitz hinzu. Andere Smartphone-Anbieter wie Nokia oder Sony Ericsson hätten jedoch von der Berichterstattung rund um das iPhone profitiert. "Die Werbeaktionen und das Interesse an dem Produkt haben das Smartphone wieder in den Vordergrund gebracht. Kunden stellen dadurch fest, dass auch Nokia und Sony Ericsson gute Smartphones anbieten." Wird das iPhone weltweit nach dem US-Vertriebsmodell vermarktet, würden darüber hinaus andere Anbieter die Gelegenheit nutzen, andere Smartphone-Modelle zu verkaufen. "Für Mitbewerber ist es also eher eine Chance als eine Belastung", so Pitz.

Keine Überraschungen
Laut Pitz wird die zweite Jahreshälfte im Mobiltelefongeschäft von einem gesunden Marktumfeld geprägt sein. "Das Weihnachtsgeschäft wird keine großen Überraschungen bringen. Wir werden das iPhone und neue Modelle von etablierten Anbietern sehen." Während einige Anbieter verstärkt Smartphones und GPS-Lösungen vermarkten werden, setzen etwa LG oder Samsung eher auf das Design ihrer Handy-Modelle, erklärt der Analyst abschließend. (pte/red)